Terrorangst, im Zeichen des Fußballs, vor den Augen einer nervösen Welt, zumal in den Stadien der Metropole Paris: Nur ein paar Monate von den Attentaten des 13. November entfernt, vom Massaker in der Redaktion von Charlie Hebdo, und nur ein paar Metrostationen von jenen Vorstädten entfernt, in denen ein entflammbarer Unfriede gärt, führt die Furcht vor Terroranschlägen sicherheitspolitisch Regie, während auf den Straßen Hooligans wüten. In die aktuelle Angst vor dem radikalen Dschihadismus hinein erscheint ein Buch des Pariser Sozialforschers Farhad Khosrokhavar, geboren in Teheran, Studienleiter an der angesehenen École des Hautes Études, der untersucht hat, wie die terroristische Gewalt im Namen Allahs entsteht: Es heißt schlicht Radikalisierung. Khosrokhavar betont wiederholt, wie winzig die Minderheit ist, die sich radikalisiert, und doch lässt er das Bild einer vielfältigen Gesellschaft der Entflammbaren entstehen. Er interessiert sich besonders für zwei Milieus: das Vorstadtghetto, in dem Gefühle der Demütigung und des Ausschlusses gedeihen, sowie jenes Mittelschichtmilieu von Jugendlichen, die in einer Sinnkrise stecken und nach Autorität und klaren Regeln suchen. In den Mikrostudien dieses Buchs werden Varianten der Anfälligkeit sichtbar: Da sind die introvertierten Gekränkten, die Opferbereiten, die Sektierer, die im Gefängnis Radikalisierten, die weiblichen Dschihadisten, die Kriegstouristen, die Entpolitisierten. Khosrokhavar bringt die Anziehungskraft des Terrors verstörend nah, er zeigt: Diese Radikalen fühlen sich überlegen, wenn sie Todesangst erzeugen und sich die Kameras auf sie richten.