Der französische Schriftsteller Michel Butor ist tot. Er starb am Mittwoch im Krankenhaus der ostfranzösischen Gemeinde Contamine-sur-Arve. Butor, der 1926 in der Nähe von Lille zur Welt gekommen war, galt als der letzte große Autor des Nouveau Roman. Zu den Vertretern der experimentellen Literaturform zählten auch Alain Robbe-Grillet, Nathalie Sarraute oder Claude Simon. In den 1950er Jahren brachen die Schriftsteller mit herkömmlichen Roman-Mustern indem sie weitgehend auf einen klassischen Handlunsgstrang verzichteten.

Bekannt wurde Michel Butor mit Romanen wie Paris-Rom oder Die Modifikation. Sein vielleicht populärstes Werk Zeitplan wurde erst vor wenigen Jahren in Deutschland neu aufgelegt. Erstmals war es 1956 in Frankreich erschienen.

Der Protagonist von Zeitplan ist ein junger Mann namens Jacques Revel, der für ein Jahr nach England zieht, wo er in einer Industriestadt lebt. Verzweifelt versucht er das urbane Chaos zu ordnen, das ihn umgibt. Er tut dies schreibend, ein Tagebuch soll ihm Halt geben. Weil das misslingt, verliert auch der Leser, Revels Berichte vor Augen, bald den Überblick. Im Roman bestehen mehrere Zeitebenen nebeneinander, wobei eine die andere immer wieder beeinflusst. Zeitplan ist nicht konsumerabel und sollte genau das nicht sein, ein typischer Nouveau Roman.

In seinen späteren Jahren zog sich Michel Butor mehr und mehr aus dem Literaturbetrieb zurück. Anstatt Literatur zu verfassen, schrieb er über sie, unter anderem als Professor für französische Literatur in Genf. 2013 wurde er für sein Lebenswerk mit dem großen Literaturpreis der Académie française ausgezeichnet. Nun würdigte ihn Frankreichs Staatschef François Hollande als "großen Erforscher der Literatur", der niemals aufgehört habe "mit verschiedenen Schreibformen zu experimentieren."