Horror kann ja sehr langweilig sein. So zum Beispiel, wenn im Film zum tausendsten Mal, von Gruselgeigen umzittert, das gefährliche Fremde eindringt in die Kleinstadt oder Kernfamilie. In Luise Boeges Erzählungen hingegen, die sich wie der vor zwei Jahren erschienene, sprachverrückte Debütroman Kaspers Freundin mit Witz im Spielraum des Unheimlichen bewegen, kommt das Fremde oft nicht von außen, sondern steigt von innen aus den Tiefen der Figur empor. So wird in der Erzählung Ratgeber für einen Afrikareisenden ein junger Mann von der Vorstellung infiziert, der böse Wurm, vor dem der Ratgeber warnt, beiße sich bereits durch seinen Körper. Dabei hat die Reise noch nicht einmal begonnen. Was man tun soll, wenn sich der Wurm aus dem Fuß ins Freie gefressen hat, formuliert der Ratgeber so: "Es gilt, nicht den Kopf zu verlieren. Den Kopf verliert man leicht, wenn man den Wurm erblickt."