Schon wieder? Ja, schon wieder. Schon wieder liegt ein rechtsradikales Buch im bürgerlichen Salon, und die liberale Welt ist empört, sehr betroffen und auch ratlos. Vor Jahren noch wäre dieses Schriftstück auf einem rechtsnationalen Büchertisch gelandet, und gelangweilt hätte der Wind darin geblättert: nichts Neues unter der Sonne. Jetzt aber steht das Buch auf der Sachbuch-Bestenliste von NDR und SZ und macht Skandal. Bei Amazon belegt es Platz eins.

Finis Germania heißt der Hundertseiter, sein Verfasser ist Rolf Peter Sieferle (1949–2016), ein ehemals renommierter Sachbuchautor, der in seinem Leben mit allen politischen Spektralfarben in Berührung gekommen ist, von ganz links bis ganz rechts. Bekannt wurde Sieferle mit seinen Arbeiten zur Sozial- und Umweltgeschichte; auch sein Buch über die Konservative Revolution fand bei den meisten Kritikern großen Anklang, obwohl darin die Signalwörter der Rechten bereits aufblitzten. Ein unbescholtener Spiegel-Redakteur hat Finis Germania nun auf die Bestenliste gehievt, erschienen ist es im rechtsradikalen Antaios Verlag in Schnellroda. Antaios ist übrigens der mythische Riese, der aus den Hirnschalen seiner Opfer Tempel errichtet.