Looten und Leveln

von | 25.06.2019 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Mit „Ich bin eine Spinne, na und?“ adaptiert Zeichner Asahiro Kakashi 2019 das Buch der Autorin Okina Baba in Manga-Form. In diesem Manga muss sich eine junge Schülerin durch eine Fantasy-Welt kämpfen, jedoch nicht als Kriegerin oder Magierin, sondern im Körper einer Spinne. Geschichtenerzähler Adrian musste bei dieser Prämisse einfach einen Blick riskieren.

Eigentlich wäre es ein ganz normaler Schultag gewesen, doch als sich plötzlich ein seltsamer Riss in der Klasse öffnet und die Schüler einsaugt, ändert sich alles. Die namenlose Protagonistin erwacht in tiefster Dunkelheit und muss sich erst einmal zurechtfinden. Nach einer kurzen Orientierung kämpft sie sich aus ihrem scheinbaren Gefängnis und findet sich mitten in einer Höhle voller Spinnen. Auf den ersten Schreck folgt die Erkenntnis der Protagonistin: Auch sie ist eine Spinne.

Nun heißt es überleben, denn selbst als Monster ist man in dieser Höhle nicht vor Gefahren gefeit. Neben dem Kannibalismus ihrer „Brüder“ und „Schwestern“ lauern hier allerlei Amphibien, Insekten und andere Feinde in unterschiedlichen Formen und Größen.

Stück für Stück erkämpft sich die Protagonistin ihren Weg durch das scheinbar endlose Höhlenlabyrinth und stellt fest, dass sie nicht nur immer weitere Level aufsteigt, sondern auch Fähigkeiten – wie beispielsweise „Giftzahn“ oder „Säureresistenz“ – erlangt und weiterentwickelt. So findet sie sich schließlich mit ihrem Leben als Spinne ab, auch nachdem sie schmerzhaft erfahren muss, dass sie bei den Menschen nicht mehr gerne gesehen ist.

Frisch und unverbraucht

Seien es nun Ratten, Käfer oder eben Spinnen – jeder, der schon mal ein Rollenspiel gespielt hat, sollte die Bekanntschaft mit diesen Gegnern gemacht haben. Meist sind diese kleinen Ungeheuer die ersten Gegner, denen man auf einer Quest begegnet: Sie eignen sich perfekt für Kampf-Tutorien.

Menschen sind hier jedoch nicht die strahlenden Helden, sondern Eindringlinge in das Reich der Monster. Sie machen haltlos jagt auf das „Ungeziefer“, um an Schätze und Erfahrung zu kommen. Die andere Seite des Konfliktes durch die Augen dieser sympathischen und angenehmen Protagonistin zu erleben, wirft ein komplett neues Licht auf die Ereignisse und bietet einen innovativen Ansatz für das Fantasy-Rollenspiel-Genre. Zusammen mit der Protagonistin lernen die Lesenden die Welt kennen und enthüllen die Geheimnisse und Gefahren dieses Dungeons.

Knuffig brutal

Auch wenn das Aussehen unserer Spinnen-Protagonistin sehr niedlich und fast schon wie ein Kuscheltier daherkommt, schreckt dieser Manga nicht vor der grausamen Darstellung des Überlebenskampfes zurück. Beispielsweise wird in einem großen Panel gezeigt, wie einige Spinnen gerade einen toten Artgenossen auffressen, den sie – wahrscheinlich – vorher umgebracht haben; abgetrennte Beine und ein halb abgefressenes Gesicht inklusive. Auch die großen Gegner wie etwa eine gigantische Riesenspinne oder die menschlichen Gegner werden mithilfe von Licht und Schatten furchteinflößend und bedrohlich inszeniert.

Hinzu kommen Szenen, in denen die Protagonistin nach einem Kampf in ihr Nest zurückhinkt, geplagt von Säure- und Brandverletzungen. Eben jene Kämpfe sind actionreich dynamisch gezeichnet, ohne dass ein Gefühl von Unübersichtlichkeit entsteht.

Ein Spaß

Überleben in einer Welt voller Rieseninsekten und anderen Monstern ist nicht leicht. Wie Okina Baba und Asahiro Kakashi diesen Kampf jedoch erzählen und in Szene setzen, ist es wirklich ein Vergnügen, mit der namenlosen Protagonistin mitzufiebern und die Welt zu entdecken. Das Setting ist frisch und ermöglicht einen Perspektivwechsel auch für alte Hasen des Rollenspiels.

Vor allem Fans von Fantasy-Rollenspielen oder -Geschichten sei dieser Manga wärmstens ans Herz gelegt. Ebenso jedem und jeder anderen, die gerne Comics und Mangas lesen. Auch Spinnenphobiker sollten einen Blick riskieren, denn so knuffig-sympathisch hat man diese Krabbeltiere selten gesehen.

Ich bin eine Spinne, na und? Okina Baba. Zeichner: Asahiro Kakashi. Übersetzung: Jan-Christoph Müller. Cross Cult/Manga Cult. 2019.

 

Bücherstadt Magazin

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