DIE ZEIT: Herr Arlen, wie geht es Ihnen?

Walter Arlen: Ich weiß nicht, ob Sie es wissen: Ich bin 99 Jahre alt. Es wäre etwas übertrieben, wenn ein Mann dieses Alters sagen würde: Mir geht es wunderbar. Lassen Sie es mich so sagen: Ich bin zufrieden.

ZEIT: Ihren 100. Geburtstag feiern Sie Ende Juli. Wissen Sie schon, wie?

Arlen: Wegen des Virus lassen wir gerade eigentlich niemanden rein. Ein großes Fest wird es also nicht werden. Aber wenn ein netter Mensch vor der Tür steht, werden wir ihm schon öffnen.

ZEIT: Herr Arlen, ein hundertjähriges Leben: geboren in Wien, mit 18 Jahren in die USA geflohen, dem Holocaust entkommen. Nach dem Krieg blieben Sie in den USA, wurden ein erfolgreicher Musikkritiker. Sie komponierten auch selbst. Als Sie über neunzig waren, wurden einige Ihrer Stücke erstmals von den Wiener Symphonikern aufgeführt. Was, würden Sie sagen, ist Ihre Heimat: Amerika oder doch Österreich?