Das Leben eines Künstlers

von | 24.10.2020 | #Todesstadt, Digitale Spiele, Specials, Spielstraße

Nachdem das polnische Entwicklerstudio Bloober Team mit dem gruseligen Künstlerdrama „Layers of Fear“ im Jahr 2016 einen großen Erfolg erzielte, folgte 2019 der zweite Teil. Erneut ergründet man die Psyche einer/eines Kunstschaffenden. Doch dieses Mal ist es kein Maler, sondern ein Stummfilmstar. Geschichtenerzähler Adrian und Geschichtenzeichnerin Celina haben sich erneut dem Horror gestellt.

Nach einem verstörenden Traum erwacht die Figur in der Kabine eines Luxusdampfers. Auf dem Schreibtisch befindet sich ein Brief des eigenen Agenten, der einen auffordert, man solle sich mit dem Regisseur gut stellen und seine Rolle spielen. Doch was ist die eigene Rolle? Welche Figur spielt man?

Mit dieser Frage erklimmt der Filmstar eine Leiter und erreicht schließlich einen Vorführraum mit einem Filmprojektor. Das Einlegen des Films, der neben einem Projektor liegt, markiert den Beginn der Reise durch das Schiff, die Psyche und durch die Vergangenheit der Figur. Diese ist unter anderen geprägt von Armut, Gewalt und Tragödien. Bald ist nur noch schwer auseinander zu halten, was Realität und was Imagination ist, während man durch die einzelnen Sets läuft.

Was formt den Charakter?

Die Art und Weise wie die Geschichte erzählt wird, lässt gleichfalls Elemente aus dem ersten Teil mit einfließen, ebenso wie aus dem 2017 erschienenen Cyberpunk-Spiel „Observer“, ebenfalls von Bloober Team. Aus Teil eins übernimmt dieses Spiel die Reise des Künstlers sowie das Eintauchen in die Psyche, wodurch die Geschichte der gespielten Figur erzählt wird und man sich genau in diese hineinversetzen kann. Auch das Auslösen von Erinnerungen durch einzelne Gegenstände, die gefunden und betrachtet werden können, ist eine aus den vorhergegangenen Spielen markante Methode, um die Geschichte zu erzählen.

Der Einfluss von „Observer“ ist gerade in den dominierenden Rückblenden zu erkennen, die, im Gegensatz zu dem ersten „Layers of Fear“, hier häufiger die Realitätsebenen ändern und die gezeigten Erinnerungen teils verzerrt wiedergeben. So in etwa das erneute Erleben der eigenen Kindheit im damaligen Elternhaus. Auch, dass es nun einen monströsen Verfolger gibt, wurde von „Observer“ übernommen.

Geisterbahn mit Rätseln

Mehrheitlich ist „Layers of Fear 2“, wie sein Vorgänger, eine Geisterbahn, durch die die Spielenden hindurchwandern, um sich entweder erschrecken oder gruseln zu lassen. Wählt man hier den „normalen“ Spielmodus, so kommt der bereits erwähnte Verfolger ins Spiel, der nun auch das Leben des/der Protagonist*in beenden kann, wenn man nicht schnell genug wegrennt. Dies bringt dem Spielenden mehr Eigenhandlung und dem Spiel somit weniger Geisterbahncharakter. Der „sichere“ Spielmodus lässt den Verfolger als harmlosen Jump Scare immer wieder im Spiel aufblitzen. Die Häufigkeit, in der diese Kreatur im Spiel auftaucht, ist jedoch stark übertrieben. Dies wirkt eher erzwungen, als es eine erzählerische Relevanz besitzt.

Zu den Rätseln, die wie im ersten Teil kaum Herausforderungen bieten, gesellen sich nun auch Situationen hinzu, die eine Entscheidung von uns als Spielende verlangen. Diese sind schön inszeniert und mit viel Fantasie gestaltet. So etwa in Form eines Schattenspiels oder in der Fantasie eines kindlichen Rollenspiels. Die Ausgänge dieser Situationen entscheiden schließlich über den Ausgang des Spiels, von denen es drei gibt.

Gelungen, aber etwas blasser

Die Fortsetzung zum grandiosen Künstlerdrama „Layers of Fear“ bietet zwar ein gelungenes Horrorerlebnis, schafft es aber kaum, an den ersten Teil heranzukommen. Sei es durch die teils verwirrenden Rückblenden und die magere Erzählstruktur oder die, im Vergleich zum Haus des ersten Teils oder dem dystopischen Wohnkomplex aus „Observer“, teils kargen und langweiligen Kulissen. Spätestens wenn es in die Maschinenräume geht, sieht beinahe alles gleich aus.

Layers of Fear 2. Entwickler: Bloober Team. Publisher: Gun Media. 2019. Erschienen auf: PS4, Xbox One, Windows. Gespielt auf: PS4.

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