Ein Ermittler für besondere Fälle

von | 27.10.2020 | #Todesstadt, Auditorium, Hörspiele, Specials

Grillen zirpen, gelegentlich ruft ein Käuzchen, Schritten sind zu hören, plötzlich ein greller Frauenschrei und zum Abschluss ein dämonisches Lachen. So beginnt jede der 107 Folgen von „Geisterjäger John Sinclair“ vom Tonstudio Braun. Als Jugendlicher hat Wortspieler Nico diese Hörspiele gerne gehört und tut dies auch heute noch.

Wenn ich an Hörspiele mit Geistern und Dämonen denke, fällt mir immer wieder eine Hörspielserie ein: „Geisterjäger John Sinclair“. In den Geschichten begleiten wir John Sinclair, Ermittler von Scotland Yard. Dieser kommt zum Einsatz, wenn es übernatürlich wird und geht jeder noch so absurden Geschichte auf den Grund. Menschliche Ganoven jagt er keine mehr, nur noch Hexen, Vampire, Werwölfe und Dämonen gehören zu seinem Arbeitsalltag. Immer dabei: seine mit Silberkugeln geladene Beretta und ein Kreuz, um Dämonen zurückzudrängen. Denn seine Widersacher trachten nach Sinclairs Leben, doch kann er jedes Mal entwischen und ihnen das Handwerk legen – beziehungsweise sie für die Nachwelt unschädlich machen … in welcher Form auch immer. Allein kämpft es sich schlecht gegen die Welt der Dämonen, deswegen schließt sich häufig der Auftraggeber mit an. Aber es gibt auch wiederkehrende Freunde, die John auf seinen Abenteuern begleiten.

Wie es in allen Hörspielen üblich ist, tauchen die SprecherInnen nicht nur einmal auf, sondern mimen immer wieder Figuren – so auch in der Welt Sinclairs. In der einen Folge spricht jemand noch eine gruselige Hexe und in der nächsten eine unschuldige, verängstigte Mandantin.

Fun Facts am Rande

Die – für mich – einzig wahren John Sinclair Folgen sind die Originale vom Tonstudio Braun. Die später produzierten Serien „Sinclair Classics“ und „John Sinclair 2000“ haben mich nie so gefesselt wie die erste Serie. Produziert wurde die Serie von 1981 bis 1991. Mit dem Urteil nach einem verlorenen Rechtsstreit erwirkte der Bastei-Verlag, dass nur noch die Restbestände sämtlicher Folgen verkauft werden durften. Selbst das Nachproduzieren der bereits aufgenommenen Folgen wurde dem Tonstudio Braun untersagt. Somit sind Fans in den Geschmack von 107 Folgen gekommen. Drei weitere Folgen wurden bereits produziert, durften aber nie erscheinen. Die Hoffnung steckt jetzt im Bastei-Lübbe-Verlag, dass diese nicht nur die Originalfolgen digital überarbeitet auf den Markt bringen, sondern auch die drei nie erschienenen Folgen noch veröffentlicht werden.

Alle Hörspiele sind nach den zuvor erschienen Romanvorlagen produziert worden, allerdings nach der Eignung für den Hörspielmarkt. Heißt: Die Reihenfolge wurde verändert oder einige Romane wurden gar nicht vertont. Dies hat den Nachteil, dass in den Hörspielen etwas thematisiert wird, das man nur aus den Romanen kennen kann. Diese Romane wurden von Helmut Rellergerd, Richard Wunderer, Friedrich Tenkrat geschrieben.  Sie alle veröffentlichten unter dem Pseudonym Jason Dark.

Nicht mehr ganz zeitgenössisch

Was mir jetzt beim erneuten Hören der Hörspiele sauer aufgestoßen ist, sind die teilweise rassistischen und frauenfeindlichen Kommentare und Handlungen gegenüber den Nebencharakteren. Zum Beispiel wird in der zweiten Folge um eine Frau geworben. Als diese ihren „Verehrer“ abblitzen lässt, wird er ihr gegenüber handgreiflich und hat die grölende Menge auf seiner Seite. Dies wird erst unterbunden, als John Sinclair auftaucht und dazwischen geht. Dadurch wird zwar zusätzlich der Zwist zwischen Sinclair und dem Playboy angeheizt (denn sie geraten noch häufiger aneinander), aber das hätte man – aus heutiger Sicht – auch anders darbringen können.

Sobald ich die Folgen anmache und den Anfang höre, sitze ich gedanklich wieder in meinem Jugendzimmer und fiebere mit. Die erste Folge habe ich damals mit 16 Jahren, 14 Jahre nachdem die Serie schon abgesetzt war, von einem Kollegen aus der Ausbildung empfohlen und als MP3-Kopie bekommen. Was dazu führte, dass ich nicht genug von der Serie bekommen konnte und mir alle Folgen geholt habe. Heute findet man diese unter anderem bei Amazon Music oder auch bei Audible.

Geisterjäger John Sinclair. Jason Dark (Helmut Rellergerd, Richard Wunderer, Friedrich Tenkrat). Ehemals Tonstudio Braun, heute Bastei-Lübbe-Verlag. 1981-1991. CD, Amazon Music, Audible, Spotify. Ab 16 Jahren.

[tds_note]Ein Beitrag zum Special #Todesstadt. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]
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