Literatur - Hamburg:Kinderbuch-Autorin Kirsten Boie nimmt Sprach-Preis nicht an

Auszeichnungen
Die Schriftstellerin Kirsten Boie spricht in einem dpa-Interview. Foto: Markus Scholz/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa) - Die Hamburger Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie hat den Sprachpreis des Vereins Deutsche Sprache wegen rechtspopulistischer Äußerungen des Bundesvorsitzenden Walter Krämer abgelehnt. "Da ist die Rede von der "Lügenpresse", sogar vom "aktuellen Meinungsterror unserer weitgehend linksgestrickten Lügenpresse"; von der "Überfremdung der deutschen Sprache", vom "Genderwahn"", schrieb die 70-Jährige in einem Absagebrief an den Verein, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "Aber mehr noch als die verkürzte und realitätsfremde Vorstellung von Sprache, die sich in vielen Äußerungen zeigt, erschreckt mich, wie genau sie sich ausgerechnet in einer Zeit, in der wir mit Sorge einen Rechtsruck in Teilen der Bevölkerung beobachten müssen, in deren Argumentationsgänge einfügt", heißt es darin weiter.

Weil sich ihrer Meinung nach zudem der Hamburger Landesverband von den Äußerungen Krämers nicht öffentlich distanziert habe, wolle sie die Auszeichnung, den Elbschwanenorden, nun nicht mehr annehmen. Zuvor hatte das "Hamburger Abendblatt" berichtet.

Boie ist seit fast einem Jahr Ehrenbürgerin der Stadt Hamburg. Der Orden der Regionalgruppe sollte ursprünglich am 25. November verliehen werden. Eigenen Angaben zufolge zeichnet der Verein damit jedes Jahr Menschen und Institutionen der Hamburger Region aus, "die sich um Pflege und Förderung der deutschen Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben".

Der Regionalleiter des Landesverbandes zeigte sich von der Absage enttäuscht: "Wir sind sehr betrübt darüber", sagte Hans Kaufmann am Dienstag der dpa. Zu den von Boie angesprochenen Aussagen des Bundesvorsitzenden sagte er: "Das sind natürlich polemische Überspitzungen, wobei dahinter auch immer ein sachlicher Kern steht. Aber das ist nicht unser Hamburger Stil. Solche Formulierungen haben wir nie verwendet", sagte der 79-Jährige. "Ich bin nicht seiner Meinung. Ich habe ihm dazu aber persönliche Hinweise gegeben", so der ehemalige Leiter eines Hamburger Gymnasiums. Zudem distanziere er sich ausdrücklich von rechtsextremen Positionen.

Dem Verein mache sich unter anderem gegen von der Politik verordnete Sprachregelungen wie das Genderdeutsch stark, weil es "zu merkwürdigen, umständlichen Verrenkungen führt und unsere Sprache beschädigt". Er empfinde es als schmerzlich, "dass man mit Leuten, die eine andere Meinung haben, nicht mehr spricht".

Der undotierte Preis, ein Kristallschwan, werde in diesem Jahr nicht vergeben. Der Hamburger Verein hat Kaufmann zufolge rund 400 Mitglieder. Weltweit seien es 36 000.

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