Die Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie hat den Sprachpreis des Vereins Deutsche Sprache abgelehnt. In einem Absagebrief an den Verein nennt sie rechtspopulistische Äußerungen des Bundesvorsitzenden Walter Krämer als Grund. "Da ist die Rede von der 'Lügenpresse', sogar vom 'aktuellen Meinungsterror unserer weitgehend linksgestrickten Lügenpresse'; von der 'Überfremdung der deutschen Sprache', vom 'Genderwahn'", schreibt Boie in dem Brief, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. Das Hamburger Abendblatt hatte zuerst berichtet.

"Aber mehr noch als die verkürzte und realitätsfremde Vorstellung von Sprache, die sich in vielen Äußerungen zeigt, erschreckt mich, wie genau sie sich ausgerechnet in einer Zeit, in der wir mit Sorge einen Rechtsruck in Teilen der Bevölkerung beobachten müssen, in deren Argumentationsgänge einfügt", heißt es weiter.

Sie wolle die Auszeichnung, den Elbschwanenorden, nun nicht mehr annehmen, weil sich zudem der Hamburger Landesverband des Vereins Boies Meinung nach nicht öffentlich von den Äußerungen Krämers distanziert habe.

Seit fast einem Jahr ist Boie Ehrenbürgerin der Stadt Hamburg. Der Orden der Regionalgruppe des Vereins sollte ursprünglich am 25. November verliehen werden. Eigenen Angaben zufolge zeichnet der Verein damit jedes Jahr Menschen und Institutionen aus, "die sich um Pflege und Förderung der deutschen Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben".

Der Verein war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt hatte der Hamburger Vorsitzende, Hans Kaufmann, gesagt, er sei "sehr betrübt" über die Absage Boies.