Im Juni 1944 ist Albert Camus dreißig Jahre alt. Seit vier Jahren lebt der junge Autor und Journalist in Paris. Vor zwei Jahren ist sein Roman Der Fremde erschienen, den Jean-Paul Sartre in einer 21-seitigen Kritik gefeiert hat: Dieser Roman wolle die Welt und die Art, über sie zu sprechen, noch einmal neu erfinden. Doch seit dem Einmarsch der Deutschen hat Camus eher das Gefühl, dass eine Welt versinkt.

Bis es so weit ist, arbeitet er als Lektor beim kollaborierenden Verlag Gallimard sowie als Chefredakteur der Widerstandszeitung Combat. Man sieht ihn im gestreiften Dreiteiler auf den Terrassen der Cafés von Saint-Germain-des-Prés und auf den Fiestas der Pariser Boheme. Dort begegnet er am 6. Juni 1944 der 21-jährigen Schauspielerin Maria Casarès, Tochter eines Ministers der Zweiten Spanischen Republik, seit acht Jahren im Pariser Exil und bald eine der großen Tragödinnen des französischen Films und des Theaters. Im Morgengrauen, nach dem Ende der nächtlichen Ausgangssperre, fährt er sie auf der Stange seines Fahrrads durch das menschenleere Paris nach Hause.