Für seine Beschreibung der Denkweisen des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) ist der Journalist und Autor Jürgen Kaube mit dem Deutschen Sachbuchpreis 2021 ausgezeichnet worden. Der 58-jährige Kaube, als Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zuständig für das Feuilleton des Blattes, erhielt für Hegels Welt die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Berlin.

"Mit dem Genre der Heldenerzählung räumt Jürgen Kaube in seiner Biografie über Georg Wilhelm Friedrich Hegel gründlich auf", hieß es in der Begründung der Jury. Er schildere den Philosophen so elegant wie ironisch "als Mann, der die Widersprüche der Umbruchzeit um 1800 wahrnimmt, durchdenkt und doch auch immer wieder ihr revolutionäres Potenzial verkennt, etwa wenn es um die Freiheitsansprüche der Frauen geht". Geistesgeschichte sei bei Kaube Kulturgeschichte, "und die Stärke Hegels war es, sich allen Wissensgebieten mit ganzer Person auszuliefern und dabei an den eigenen Erkenntnissen zu zweifeln".

Freiheit ist nicht Frechheit.
Jürgen Kaube, Autor

Die unbedingte Konzentration auf das Wissen – das reizte Kaube an dem Philosophen. Dieser Fokus habe bei Hegel selbst für den Begriff der Freiheit gegolten. "Freiheit ist für ihn etwas, was kognitive Voraussetzungen hat", sagte Kaube bei der Verleihung des Preises. "Freiheit ist nicht Frechheit." Es sei für Hegel nicht die spontane Handlung, sondern vielmehr das kenntnisreiche Handeln gewesen. Der Autor verwies an dieser Stelle auch auf aktuelle Vorstellungen von Freiheit durch die sogenannten Querdenker: "Nur quer ist eben nicht Freiheit."

Mit dem Deutschen Sachbuchpreis will der Börsenverein herausragende, in deutscher Sprache verfasste Sachbücher würdigen, die Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung geben. Der Preis ist mit insgesamt 42.500 Euro dotiert, die sieben anderen Autorinnen und Autoren in der Finalrunde erhalten jeweils 2.500 Euro.

"Mit dem Deutschen Sachbuchpreis möchten wir Impulse für die gesellschaftliche Debatte geben", sagte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins. "Fundierte Recherche, vertiefte Betrachtung, unterschiedliche Blickwinkel – das können Sachbücher leisten und daher verdienen sie gerade jetzt eine große Bühne."

Unter den acht Nominierten war auch die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim mit ihrem Buch Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit. Zudem die Ethnologin Heike Behrend mit Menschwerdung eines Affen. Eine Autobiografie der ethnografischen Forschung, für die sie zuletzt den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik bekommen hatte.