Was ist eigentlich eine Frau? Auf Twitter und an Universitäten streitet man gerade wieder über diese Frage. Vor über 20 Jahren hat die analytische Philosophin und Feministin Sally Haslanger eine präzise, zweiteilige Antwort ausgetüftelt: Erstens ist eine Person genau dann eine Frau, wenn ihr körperliche Merkmale zugeschrieben werden, die auf die weibliche biologische Rolle in der Fortpflanzung hinzuweisen scheinen, und sie aufgrund gerade dieser Zuschreibungen systematisch benachteiligt wird. Zweitens ist eine Frau aber auch, was wir wollen, das sie ist. Und nur im Hinblick auf die zweite Antwort ist die erste wahr. Für Haslanger nämlich gilt "Frau" (im Gegensatz zu "weiblich") nicht als biologischer Begriff, sondern als sozialer. Und soziale Begriffe müssen wir nicht definieren, wie die Wirklichkeit es zu gebieten scheint. Tatsächlich, glaubt Haslanger, können und sollen wir soziale Begriffe für unsere eigenen politischen Zwecke instrumentalisieren. Und ein Frauenbegriff, der bereits voraussetzt, dass jede Frau unterdrückt wird, scheint ihr ein aussagekräftiges Banner, unter dem man sich versammeln kann im Kampf gegen das Patriarchat. Das wirft natürlich weitere Fragen auf, denen Haslanger nachgeht in ihren einflussreichen Arbeiten; die wichtigsten sind nun erstmals auf Deutsch erschienen, in einem Sammelband bei Suhrkamp.