Wenn Roger Angell über Baseball schrieb, kam dabei mehr heraus als ein normaler Spielbericht – denn Angell war als Journalist immer auch Fan, Intellektueller und Dichter. Mehr als sieben Jahrzehnte schrieb er für das renommierte Magazin The New Yorker, viele hielten ihn für den besten Baseball-Autor des Landes. Nun ist Roger Angell im Alter von 101 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.

Sein erster Text für den New Yorker, die Kurzgeschichte Three Ladies in the Morning, erschien im Jahr 1944. Zwölf Jahre später wurde er fest angestellt und verfasste zunächst Essays, Filmkritiken, später auch das jährliche Weihnachtsgedicht des Magazins. Als Redakteur betreute er zudem Texte von John Updike, Woody Allen und Vladimir Nabokov.

Angell, der am 19. September 1920 in New York City geboren wurde, war nicht der einzige Autor in seiner Familie. Auch seine Mutter, Katharine Angell White, war Redakteurin beim New Yorker; sein Stiefvater E.B. White verfasste die Kinderromane Charlotte's Web und Stuart Little.

Dichter, Reporter, Fan

1962 schickte ihn das Magazin erstmals zum Baseballfrühjahrstraining nach Florida. Er kam zurück mit der Berufung, seine Geschichte als Baseballfan zu erzählen, wie er es gerne ausdrückte. Seine Texte über die New York Mets, damals eine traurige, aber von den Fans geliebte Mannschaft voller abgehalfterter Profis und unerfahrener Anfänger fanden schnell viele Anhänger. In der Folge befreite der New Yorker Angell von Zeichenbeschränkungen und Abgabefristen, auch das Objektivitätsgebot galt für ihn nicht. Wenn er einen Baseball als "kleinen Klumpen Physik" oder "dieses sparsame und sinnliche Objekt" bezeichnen wollte, dann tat er es einfach – und wurde dafür gefeiert.

Für viele galt er als der große Dichter des Baseballs, doch laut New York Times bestand er darauf, einfach ein Reporter zu sein: "Das Einzige, was mein Schreiben unterscheidet, ist, dass ich fast von Anfang an auch über mich selbst schreiben konnte", sagte er.

Roger Angell war dreimal verheiratet, zuletzt mit der Schriftstellerin Margaret Moorman. Er hatte drei Kinder.