Deutscher Verlagspreis 2022 an Anton G. Leitner von Kulturstaatsministerin Claudia Roth überreicht

Wurde am Donnerstag in Leipzig mit dem Deutschen Verlagspreis 2022 ausgezeichnet: Anton G. Leitner. Foto: DAS GEDICHT blog.

von Jan-Eike Hornauer

»Unsere einzigartige Literaturvielfalt verdient besondere Anerkennung«, dessen ist sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth sicher. In einem Festakt hat sie am 22. Juni in der Kongresshalle Leipzig am Zoo die Deutschen Verlagspreise 2022 überreicht – unter anderem auch an Anton G. Leitner für seinen gleichnamigen Verlag, in dem insbesondere die buchstarke Jahresschrift DAS GEDICHT erscheint und der neben seinem Lyrik-Shop auch »DAS GEDICHT blog« betreibt, also diesen Internetauftritt hier.

Dotiert ist der Preis mit 24.000 Euro – denn Anerkennung allein, das ist klar, finanziert letztlich keinen Verlag, und dass besonders kleinere und unabhängige Verlage wegen des enormen verlegerischen Risikos, das sie eingehen, ständig finanzielle Mittel generieren müssen, besonders in Zeiten pandemischer Endlosschleifen sowie der kriegsbedingten Energie- und Papierkrise, liegt auf der Hand.

Qualität und Vielfalt befördern, die Demokratie stärken

Für »herausragende gesamtverlegerische Leistungen« wurden von der Bundesregierung im Jahr 2022 insgesamt 66 Independent-Verlage ausgezeichnet, drei erhielten eine undotierte Ehrung, weil sie ein Umsatzvolumen von drei Millionen Euro im Jahr überschreiten. Mit Spitzenpreisen sowie je 60.000 Euro ausgezeichnet wurden diese drei Verlage: Guggolz, Jacoby & Stuart (jeweils Berlin) sowie die Edition Taube (München) ausgezeichnet. Eine vollständige Liste der Preisträger findet sich auf der Webseite des Deutschen Verlagspreises.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte, es gehe darum, Qualität und Vielfalt zu befördern, dies leisteten gerade die kleinen, unabhängigen Verlage, und diese wolle man mit dem Verlagspreis gezielt unterstützen und noch sichtbarer machen. »Die Leidenschaft, das Engagement und die wirtschaftliche Risikobereitschaft« der Verleger müssten belohnt werden. Denn: »Ihnen verdanken wir die einzigartige Vielfalt unserer Literaturlandschaft«, so Roth. Und dies sei gar weit über das Ästhetische hinaus bedeutsam. Es gelinge so, den gesellschaftlichen Diskurs zu bereichern: »Verlage geben der Demokratie eine Stimme.«


Mit Mut und Weitsicht Türen öffnen

In diesem Zusammenhang berichtete Roth in ihrer Rede zum Verlagspreis auch von ihrem erst kürzlich erfolgten Besuch in Odessa (Ukraine). Sehr beeindruckt habe sie etwa die dortige Bibliothek, die rund fünf Millionen Bücher umfasse, darunter auch viele in deutscher Sprache und von historischem Wert. Der russische Angriff bedrohe diesen kulturellen Schatz. Und damit, das sei ihr dort noch einmal ganz klar geworden, auch – über die direkte Bedrohung für Leib und Leben hinaus – die Menschen, denn Bücher seien ein Teil von uns. »Jeder Angriff auf eine Bibliothek ist ein Angriff auf die Menschheit«, formulierte Roth pointiert.

Unsere Kultur komme aus den Büchern, und die Demokratie würde immer dort zerstört, wo Bücher brennen. Umgekehrt gelte dabei aber auch, dass Kultur und insbesondere Literatur, Kontrapunkte setzen zu Autokratien. Kultur sei immer essenziell: »Kultur ist kein Sahnehäubchen.« Verlage wie die hier ausgezeichneten öffneten Türen, entdeckten Talente, spürten sensibel und früh auf, was gebraucht wird, mit Mut und gesellschaftspolitischer Weitsicht.

Drei Jahrzehnte verlegerisches Engagement – und viel Unterstützung

Anton G. Leitner, sichtlich berührt von der Anerkennung seines inzwischen drei Jahrzehnte lang andauernden verlegerischen Engagements rund um die Lyrik, betonte im Gespräch auf der Preisverleihung: »Ohne mein Team wäre das nicht gegangen, der Preis ist auch eine Ehrung für meine engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.« Ganz besonders erwähnte Leitner dabei Gabriele Trinckler, die seit über zwei Jahrzehnten bei ihm als Verlagsassistentin beschäftigt ist und ihn mit Herz und Verstand durch alle Höhen und Tiefen der Verlagsbranche begleitet habe und aus der Redaktion DAS GEDICHT schlichtweg nicht mehr wegzudenken sei.

Doch auch all die Co-Herausgeberinnen und Co-Herausgeber von DAS GEDICHT, alle Kolumnistinnen und Kolumnisten auf »DAS GEDICHT blog« sowie die technischen und inhaltlichen Redakteurinnen und Redakteure hätten ihren Teil dazu beigetragen, dass der Verlag heute da stehe, wo er steht. Sie hätten ihm bei seiner editorischen und publizistischen Arbeit immer den Blick geweitet, ihre eigenen Perspektiven mit eingebracht, ihre Kompetenzen, wie etwa Fitzgerald Kusz, der große und vielfach ausgezeichnete fränkische Mundartdichter, der die Themen Dialekt- und kritische Heimatdichtung in Deutschland sehr vorangebracht hat (und damit auch Leitner selbst als Dichter beeinflusste), oder Uwe-Michael Gutzschhahn, der als hochdekorierter Kinderlyrikherausgeber und -autor eine eigene Reihe auf »DAS GEDICHT blog« betreibt und 2016 mit »Lyrik für Kids« auch eine umfangreiche eigene Rubrik in der Jahresschrift DAS GEDICHT geschaffen hat – die er seitdem betreut.

Dies zu betonen ist Leitner wichtig. Ebenso wie der Dank an seine Eltern sowie ganz besonders an seine Frau Felizitas Leitner: »Ohne Felizitas an meiner Seite hätte ich den Verlag mit dieser Vehemenz nie betreiben können, sie sorgt als Allgemeinärztin bis heute mit für unseren Lebensunterhalt und unterstützt mich seit über drei Jahrzehnten mit ihrer ungeheuren Geduld, Energie und Schaffenskraft.«

 

 

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