© Rowohlt Berlin

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Harald Jähner: Höhenrausch

Rowohlt Berlin, 560 S., 28,– €

Mit "Wolfszeit" widmete sich Harald Jähner den bewegten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch sein neues Buch handelt von einer Zeit des Umbruchs: der Weimarer Republik. Jähner erkundet Warenhäuser und Tanzpaläste, begleitet Frauen beim Kampf um Emanzipation – und legt dabei die zunehmende Spaltung der Gesellschaft offen. Erschreckend aktuell. 66 Punkte


© Propyläen

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Omri Boehm: Radikaler Universalismus

Aus dem Englischen von Michael Adrian; Propyläen, 176 S., 22,– €

Der Universalismus hat ein Imageproblem, manchen gilt er als kolonialistisch. Der israelische Philosoph Omri Boehm dagegen ist überzeugt: Eine gerechtere Zukunft ist nur mit universellem Denken möglich. Ein Plädoyer für eine Neuinterpretation von Immanuel Kants Philosophie, um die festgefahrenen Identitätsdebatten der Gegenwart hinter uns zu lassen. 54 Punkte


© Suhrkamp

3(–)

David Van Reybrouck: Revolusi

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke, Suhrkamp, 751 S., 34,– €

Wochen nachdem die Wehrmacht 1945 kapituliert hatte, wurde anderswo auch Geschichte geschrieben: Indonesische Widerstandskämpfer erklärten die Unabhängigkeit von den Niederlanden, bald folgten unzählige afrikanische Kolonien. David Van Reybrouck hat mit fast 200 Zeitzeugen gesprochen – ein Monumentalwerk über die Geburtsstunde der Dekolonisation. 51 Punkte


© Suhrkamp

4(–)

Jürgen Habermas: Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik

Suhrkamp, 108 S., 18,– €

1962 erschien Habermas’ Strukturwandel der Öffentlichkeit. Der Philosoph zeigte, wie durch Zeitungen, Theater und Kaffeehäuser im 18. Jahrhundert Öffentlichkeit entstand. 60 Jahre später kritisiert er die Lage von heute: Soziale Medien hätten zum Zerfall in Halböffentlichkeiten geführt. Seine Idee: Regeln für Kommunikation, die Vernunft in den Diskurs bringen. 44 Punkte


© Ventil

5(–)

Friederike Schmitz: Anders satt

Wie der Ausstieg aus der Tierindustrie gelingt; Ventil, 376 S. , 22,– €

Viel wird gesprochen über die Transformation des Ernährungssystems. Doch bleibt es meist bei Taten von Einzelnen. Die Tierethikerin Friederike Schmitz dagegen fordert den politisch organisierten Ausstieg aus der Tierindustrie: Subventionen müssen umgeschichtet, Gesetze geändert werden. Der Fahrplan in eine gerechtere Zukunft, von der Mensch und Tier profitieren. 41 Punkte


© Ch. Links

6(–)

Annett Meiritz/ Juliane Schäuble: Guns n’ Rosé

Ch. Links, 256 S., 18,– €

Trumps UN-Botschafterin Nikky Haley, die Republikanerin Ronna McDaniel oder Verfassungsrichterin Amy Coney Barrett, die das Abtreibungsverbot ermöglichte: Antifeministische Frauen werden in der amerikanischen Rechten immer lauter, ob gegen MeToo oder für traditionelle Rollenbilder. Annett Meiritz und Juliane Schäuble fragen sich: Wie passt das zusammen? 40 Punkte


© Kunstmann

7(–)

Ed Yong: Die erstaunlichen Sinne der Tiere

A. d. Engl. v. Sebastian Vogel; Kunstmann, 528 S., 34,– €

Tiere nehmen die Welt anders wahr als Menschen: Käfer werden von Feuer angezogen, Schildkröten spüren Magnetfelder auf, Fische kommunizieren über elektrische Botschaften im Wasser. Doch Licht- und Lärmverschmutzung überfordern die tierischen Sinne. Ed Yong beschreibt die faszinierenden Wahrnehmungen der Tiere – und die Schäden, die wir ihnen zufügen. 35 Punkte


© Zsolnay

8(–)

Isolde Charim: Die Qualen des Narzissmus

Über freiwillige Unterwerfung; Zsolnay, 224 S., 24,– €

Woher die gesellschaftliche Spaltung? Laut der österreichischen Philosophin Isolde Charim ist der Narzissmus schuld: Wir inszenieren uns über Social Media, fallen auf egozentrische Populisten herein, machen die eigene Befindlichkeit zum Mittelpunkt der Politik. Über die freiwillige Unterwerfung unter ein antigesellschaftliches Prinzip. 34 Punkte


© Rowohlt Berlin

9(–)

Helmut Lethen: Der Sommer des Großinquisitors

Über die Faszination des Bösen; Rowohlt Berlin, 240 S., 24,– €

Als Jesus auf die Erde zurückkehrt, wird er vom Großinquisitor zum Tode verurteilt: Unzählige Male ist auf die Figur von Fjodor Dostojewski Bezug genommen worden – auf schwarzen Messen des Fin de Siècle, bei Max Weber und Carl Schmitt, immer als Personifizierung des Bösen. Ein aufregender Ritt durch die Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. 30 Punkte


© S. Fischer

10(–)

Giorgio Parisi: Der Flug der Stare

Aus dem Italienischen von Enrico Heinemann; S. Fischer, 144 S., 23,– €

Starenschwärme ähneln Eisenspänen auf einem Blatt Papier, unter dem sich ein Magnet bewegt: Die Form bleibt auch beim Richtungswechsel erhalten. Nach welchen Regeln der Physik interagieren die Vögel? Für Antworten auf solche Fragen erhielt Giorgio Parisi 2021 den Nobelpreis. Nun erzählt er aus seinem Forscherleben und erklärt die Rolle von Kreativität darin. 25 Punkte