StartseiteLiterarisches LebenShitstorm um Lyrikerin Judith Zander: Gedichte lesen muss man manchmal lernen

Shitstorm um Lyrikerin Judith Zander: Gedichte lesen muss man manchmal lernen

Facebook-Post des SWR zum Peter-Huchel-Preis (Foto:Screenshot)
Facebook-Post des SWR zum Peter-Huchel-Preis (Foto:Screenshot)

Judith Zander erhält in diesem Jahr den Peter-Huchel-Preis, einen der wichtigsten Auszeichnungen für Lyrik, der mit 15.000 Euro dotiert ist. Doch als der SWR dies als Mitveranstalter auf Facebook verkündet, hagelt es Häme und Beleidigungen.

»Gedichte sind das, was sich am Ende reimt«

Für viele Menschen sind Gedichte das, was sich am Ende reimt. Der Vierzeiler zu Tante Ernas Geburtstag (»Du wirst heute sechzig Jahr, das ist einfach wunderbar …«) oder die Werke von Julia Engelmann, die unser Herz berührt und die so wunderbar ihre Gefühle in Gedichte packen kann.

Dabei kann und will Poesie so viel mehr leisten. Doch was lyrische Werke angeht, verhalten sich viele wie Tante Erna im Museum*. Die alten Meister, die findet sie toll, denn die konnten noch malen, da kann man noch was erkennen. Doch die modernen und abstrakten Künstler? Was soll das? Ein Farbgekleckse à la Jackson Pollock? Das, sagt Tante Erna, könne sie auch. Das sei doch keine Kunst.

Ähnlich wie Tante Erna lesen offenbar viele Menschen die Gedichte von Judith Zander, von denen der SWR in einem Facebook-Post zur Vergabe des Peter-Huchel-Preises eines zitiert.

Häme gegen Zander, ihre Gedichte und die Veranstalter

Rund eine Woche nach dem Post, hat der Beitrag über 1.600 Kommentare. Die wenigsten davon sind nett oder lobend. Die meisten kübeln Häme aus. Gegen die Gedichte, gegen Zander, gegen die Veranstalter SWR und Land Baden-Württemberg und gegen die Jury. »Verbale Körperverletzung« ist da noch ein netter Kommentar. Immer wieder wird »Hurz!« und »Krawehl!« gerufen, in Anspielung an Hape Kerkeling und Loriot, die sich mit ernst vorgetragenen Nonsens-Texten über die Bildungsbürger lustig machten.

Rasch merkt man aber auch einen anderen Geist: den des Ordnung liebenden Deutschen. So verwendet Judith Zander unter anderem die Kleinschreibung als poetisches Mittel und jemand verlinkt sofort »Groß- und Kleinschreibung – Grammatik und Regeln einfach erklärt!«. Zander verzichtet auf Orientierung gebende Zeichensetzung und jemand kommentiert: »Ein Komma hier und da an der rechten Stelle erleichtert das Verständnis«.

Alles, was Tante Ernas Geburtstagsgedicht richtig macht, macht Zander offenbar falsch. Dabei ist es nicht die Aufgabe der Kunst, Regeln einzuhalten oder zu gefallen oder jeder und jedem leicht zugänglich zu sein.

Man würde bei Ernst Jandl ja auch nicht den Duden und die korrekte Schreibung des Wortes »Schützengraben« verlinken und dem Autor vorwerfen, er solle erst mal richtiges Deutsch lernen.

Klänge und Wörter öffnen Räume

Manchmal kann man Lyrik auch begreifen, ohne sie zu verstehen. Manchmal öffnen allein Klänge und Wörter Räume. Ein Gedicht kann einen Sinn haben, aber der Sinn kann auch darin liegen, keinen zu haben. Oder mehrere.

Judith Zander will uns keinen Sinn vorsetzen. Ihre Gedichte sind vielsinnig und können auf verschiedene Arten und Weisen gelesen werden. Jedes Lesen kann neue Sinnzusammenhänge erschließen. Das ist natürlich etwas anderes als das Geburtstagsgedicht von Tante Erna.

Fehlende orthografische Orientierung

Viele Menschen wollen heutzutage Klarheit, Regeln, Orientierung. Das mag der Grund sein, warum die Gedichte von Judith Zander sie so verstören. Nicht einmal Satzzeichen, Klein- und Großschreibung oder Zeilenenden bieten hier Halt.

Nehmen wir allein den Titel des vom SWR zitierten Gedichtes:

grundlegende

Bereits in diesem einzigen Wort stecken gerade in seiner Kleinschreibung so viele Lesarten, Interpretationen und Möglichkeiten. Es kann als Hauptwort »das Grundlegende« sein, es kann als Adjektiv aber auch eine »grundlegende« Sache sein. Es kann als Hauptwort eine fundamentale Erzählung, eine »Grund-Legende« sein. Oder das lyrische Wir, das sich später im Gedicht meldet, könnte sagen: »Wir sind Grundlegende«. Und selbst damit endet das Spiel mit diesem Wort noch nicht, denn selbst der Grund kann Land und Boden aber auch die Ursache sein. Ein einziges Wort und so viel Poesie. Tante Erna staunt. So hat sie das noch nie gesehen.

Der Horizont eine Pappwand

Gedichte muss man manchmal lesen lernen. Manchmal muss man sich darauf einlassen, den Grund zu verlieren und sich mit der Sprache treiben lassen. Das weitere Gedicht soll nicht weiter analysiert werden, denn es hat so viel Raum und so viele Lesarten.

Man kann das ganze Gedicht »grundlegende« auf lyrikline.de lesen und auch anhören.

So sei am Schluss einer der wenigen nicht hämischen Kommentare bei Facebook zitiert:

Ich bin schon erschüttert, wie faul manche Geister sind.
Da ist der Horizont eine Pappwand.

Wolfgang Tischer

Judith Zander: im ländchen sommer im winter zur see: Gedichte. Gebundene Ausgabe. 2022. dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN/EAN: 9783423290104. 20,00 €  Â» Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
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* Nachtrag:
Ich wurde gefragt, warum im Beitrag nur Tante Erna erwähnt wird und was denn mit Onkel Otto sei. Ich wollte das eigentlich nicht Öffentlich ansprechen und zum Thema machen. Es wäre so schön, würde Tante Erna mit Onkel Otto zusammen ins Museum gehen, Gedichte lesen usw. Doch leider ist mit Onkel Otto seit Jahren nicht mehr viel los. Ins Museum? Für ihn undenkbar. Meist sitzt er vor dem Fernsehern und macht gar nicht mehr viel und grummelt vor sich hin. Eine traurige Geschichte …

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33 Kommentare

  1. Lieber Wolfgang Tischer,
    mit “grundlegende” kann ich absolut nichts anfangen.
    Ich habe den Text (Gedicht nenne ich es nicht), dreimal gelesen und dann immer noch nicht begriffen, was mir die Verfasserin – möglicherweise – sagen will. Vielleicht will sie auch gar nichts sagen, sondern reiht einfach nur nette Wörter aneinander und wartet, ob und was passiert.
    Aber mit Texten ist es so wie mit vielen Dingen: Manche mögen sie, manche nicht.

    Spaßeshalber habe ich Chat GPT gebeten, ein Gedicht zum Thema “Kuckuckslichtnelke” zu verfassen. Hier das Ergebnis, das sich durchaus mit den Gedichten von Frau Zander messen lässt. Trotz Großschreibung und Interpunktion …

    Die Kuckuckslichtnelke leuchtet im Dunkeln,
    Ihr Licht ist wie ein Wunder, so funkelnd und fern.
    Sie ist ein Symbol für Hoffnung und Mut,
    Ein Licht in der Nacht, das uns zeigt, wo wir gut sind.
    Mit ihren Blüten, die wie Sterne leuchten,
    Schenkt sie uns Freude, wenn wir sie sehen.
    Sie ist ein Geschenk der Natur, so schön und so rein,
    Eine Oase der Ruhe, die uns die Seele heilt.
    Die Kuckuckslichtnelke ist ein Symbol des Lebens,
    Ein Symbol des Glaubens, dass alles gut wird.
    Sie erinnert uns daran, dass es immer Hoffnung gibt,
    Und dass wir niemals aufgeben dürfen, ganz egal, wie schwer es ist.
    So lassen wir uns von ihr leiten und inspirieren,
    Durch die Dunkelheit hindurch, ins Licht hinein.
    Denn die Kuckuckslichtnelke zeigt uns den Weg,
    Und lässt uns erkennen, dass alles möglich ist, wenn wir es wollen.

  2. Das Gedicht beeindruckt mich tiefgreifend. Sprachlich alles Wesentliche eines Themas an die Oberfläche gelangen zu lassen, ohne langatmig auszuführen, damit nichts auf dem Weg verloren geht, war für mich beim Lesen dieses ungewöhnlichen Textes eine wunderschöne, genugtuende Erfahrung.
    Dass der Text bei vielen nicht landen kann, wundert mich nicht. Das angesprochene Thema wird gern bereits im Keim erstickt, kaum taucht es auf. Der unweigerlichen kollektiven Leugnung wird in diesem Gedicht grundlegend etwas entgegengesetzt.
    Ich liebe es.

  3. Tja, das ist die alte Diskussion zwischen E und U, die auch Moritz Baßler in seinem Buch “Populärer Realismus” treffend ausdrückt und beide Seiten haben recht!
    Denn natürlich wollen die Leser nach einem harten Arbeitstag leicht und verständlich lesen, wollen unterhalten werden und ich kann mich auch an den Literatur Cafe Beitrag über Covid-Gedichte erinnern, welche Häe das auslöste!
    Die Lösung ist, denke ich wieder Toleranz, die denen Judiths Zanders Gedichte, die sicher hochwertig und qualitätsvoll sind, zu kompliziert und langatmig sind, finden bestimmt Leichteres, das auch schön ist und unterhält!
    Das darunter Posten der Rechtschreibduden kenne ich auch bei meinen Texten, auch das ist ambivalent, denn die Poster haben recht, die Rechtschreibregel wurden wahrscheinlich nicht beachtet, aber müssen Dichter das?
    Von der Dichterfreiheit habe ich schon in der Volksschule gehört! Mehr Toleranz und die Sprache ist vielfältig und soll das auch sein!Die Literatur auch und zu wissen wie Judith Zander dichtet oder die abstrakten Künstler malen ist sicher interessant, auch wenn man es vielleicht versteht und auch nicht sehr gefällt!

  4. In konventioneller Grammatik würde »Grundlegende« an dieser Stelle (Erstes Wort im Titel) großgeschrieben und hätte dennoch all die genannten (und weiter) Bedeutungen, da eben auch ein Adjektiv hier großgeschrieben würde.

    Die Aussage »Bereits in diesem einzigen Wort stecken gerade in seiner Kleinschreibung[sic!] so viele Lesarten, Interpretationen und Möglichkeiten« ist demnach Unfug. Tante Erna, wenn sie Ahnung von Grammatik hat, weiß das. Der Autor dieses Beitrags offenbar nicht. Kein Wunder in einer Zeit, wo grundlegende Grammatikkenntnisse verpönt sind und so etwa kaum jemand weiß, wie generische Nomen funktionieren.

  5. Die gute Nachricht: Wenn dieses Gedicht das Niveau der künstlichen Intelligenz abbildet, muss niemand Angst haben, dass die Maschinen die Macht übernehmen.
    Die schlechte: Das ist nur die erste Beta-Version.

  6. Ob man das immer gleich einen “Shitstorm” nennen muss, wenn da so ein paar Trolle rumtrollen? Damit füttert man sie doch nur. Ich meine, wie viele Hunderttausend Menschen haben die Nachricht gehört und sich nicht aufgeregt? Erst wenn man die Meinung dieser Gernegroße wichtig nimmt, macht man sie wichtig. Und wie viele dieser Accounts gehören wirklich echten Menschen? Wie viele davon sind bots? Ich gebe nichts mehr auf die private Meinung von irgendwelchen seltsamen Leuten auf Social Media. Das ist einfach nur Quatsch …

  7. Die angewandte Taktik der Autorin lässt sich eindrucksvoll erleben, wenn man sich darauf einlässt:
    Die Begriffe aus dem gewohnten Kontext genommen, dringt die bewusste Wortwahl tief.
    Ausbleibende  Grammatik und Intertpunktion vertiefen den Effekt.
    Die Thematisierung ist an Vielschichtigkeit kaum zu übertreffen. Ich liebe Judith Zanders Kunstgriff und ihre unbequeme Beleuchtung der Verhältnisse.

  8. “Die Thematisierung”, welche Thematisierung? Um was für ein Thema geht es? Ich weiß, dass ich nicht auf den Kopf gefallen bin, aber ich habe definitiv nicht verstanden, was z. B. “grundlegende” mir sagen sollte/könnte/möchte.

    Da Sie, Frau Jansen, diese Lyrik als “eindrucksvoll erleben”, beantworten Sie mir bitte die Frage: Um was geht es in diesen elf Zeilen überhaupt? Was ist das Problem? Was ist die Aussage? Ich kann beides nicht erkennen.
    Und: Ich bin kein Troll, sondern möchte einfach nur verstehen …

  9. Meine Tante hieß Erna und ich kann sie nicht mehr fragen, ob sie Jandl mochte. Ich vermute aber schon. Dass du ihn erwähnst, ist eine Erinnerung daran, dass wir als deutschsprachiges Lese-Publikum schon mal weiter entwickelt waren.

  10. Für mich spricht Judith Zander in diesem Werk von Dogmen, von denen sich weite Teile der Gesellschaft kaum zu lösen vermögen.
    (Um so ulkiger die ablehnenden Kommentare).

    Ganz konkret lese ich für mich die Kritik an den Überresten unserer kolonialen Denkmuster heraus. Aber mit solch einem Werk ist es wie mit einem Gemälde: Man sieht, respektive liest heraus, was einen aktuell gedanklich beschäftigt, oder schon länger begleitet.

    Wer sich nicht von eingesteiften Ansichten zu lösen vermag, der kann sich selbstverständlich auch nicht auf eine ganz neu angewandte Sprache einlassen.
    Was schade ist, denn gerade in der Neubetrachtung, die die Autorin sorgfältig gewählt anbietet, liegt die Chance, im Althergebrachten neue Facetten und den Auftakt zu einem Umdenken zu erfassen. Mit hüpft das Herz beim Lesen, und jedem einzelnen Denkanstoß.

  11. Liebe Frau Blaes, oder darf ich Renate sagen?
    Ein bisschen habe ich oben versucht zu schildern, was ich beim Lesen der Zeilen empfinde.
    Ich möchte Ihnen aber noch etwas erzählen, das vielleicht hilfreich sein kann.
    Erst einmal, ich schließe mich der Troll-Hypothese keineswegs an.
    Die ablehnende Haltung zum Text und der ganzen Art steht jedem zu, und ich finde es despektierlich, sie nicht zu akzeptieren.
    Sie erinnert mich außerdem an mein eigenes Empfinden, wenn ich vor manchen Farbklecksgemälden stehe, die mich schwer langweilen.
    Aber mit diesen Zeilen von Judith Zander ergeht es mir gänzlich anderes. Allerdings, ja, der Schritt zum Loslassen, sich darauf einzulassen, ist ein kleiner Nervenkitzel gewesen. Für mich hat es sich gelohnt, mich auf diese Unerhörtheit einzulassen. Und ich würde meinen, ein neuer Anlauf dazu könnte Ihnen vielleicht Licht in die Sache bringen. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich habe die einzelnen Worte beim Lesen losgelassen und mit den folgenden verbunden, sie hoch und runter betrachtet, bis ihre Vieldeutigkeit Raum gewann. Für mich tauchten dabei Gedanken auf, die sich in Richtung der weltweiten Fremdbestimmung, von westlichen Völkern erzeugt, ergaben. Und so gesehen spricht das Gedicht von einer Ungerechtigkeit, die grundlegend ist. Unumstößlich scheint. Nicht schwinden mag, auch wenn “wir” uns angeblich um mehr Gerechtigkeit bemühen. Das Unrecht besteht. Grundlegend (von uns) weiterhin etabliert, somit festgesetzt. Sodass viele bis heute am Grunde liegen.

    Ich ziehe es vielleicht an den Haaren herbei. Aber genau dies hat die Künstlerin gewollt, dass sich etwas uns belebt, uns beschäftigt, aufwühlt.

    Wenn Sie es nochmal probieren, finden Sie vielleicht etwas ganz eigenes für sich in den Worten. Sie gehören alle zusammen und entfalten deshalb für jeden einen ganz eigenen Zauber, der sich in sie hineinfallen lässt, und mit dem eigenen Gedankenbad schwimmen lässt.
    Ich wünsche es Ihnen, weil es viel Spaß macht!

    Liebe Grüße
    Elisa (“elisajansen9” auf Instagram, falls wir uns dort mal begegnen)

  12. Liebe Elisa,
    herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort!
    Als Vielleserin und Frau, die beruflich jeden Tag mit Texten zu tun hat, kann ich bestätigen, dass der Text von Frau Zander bei näherer Beschäftigung einen tiefgründigen Eindruck hinterlässt und eine starke emotionale Wirkung hat. Allerdings muss ich sagen, dass es zunächst eine gewisse Überwindung benötigte, um mich auf das Gedicht einzulassen, aber dass sich die Mühe am Ende ausgezahlt hat. Durch Ihre Interpretation wird deutlich, dass das Gedicht eine starke Aussage zur Ungerechtigkeit in der Welt enthält, die unumstößlich und festgesetzt zu sein scheint. Die Vielschichtigkeit der Gedanken, die beim Lesen aufkommen, zeigt die künstlerische Stärke von Judith Zander. Insgesamt lässt sich sagen, dass das Gedicht mich als Leserin beschäftigt und aufwühlt, vermutlich also genau das bewirkt, was die Autorin beabsichtigt hat.
    Liebe Grüße
    Renate

  13. »Für mich spricht …«

    Für dich.

    »Ganz konkret lese ich für mich …«

    Für dich.

    Was du hineinphantasierst (oder sollte ich »dazudichtest« sagen?), ist irrelevant. Relevant ist die Realität, relevant ist, was sie *wirklich* sagt. Und das ist offenbar nichts (Verständliches). Ansonsten könntest du ja eine Stelle zitieren, an der sie das tut, was du behauptest.

  14. Judith Zander schreibt umstrittene Lyrik, die bei Lesern unterschiedliche Meinungen auslöst, das ist unbestritten. Manche sind von der starken emotionalen Wirkung und der Vielschichtigkeit ihrer Worte begeistert, während andere ihren Lyrikband als schwer verständlich oder irrelevant empfinden. Daher ist es wichtig zu betonen, dass Kunst subjektiv ist und jeder Leser seine eigene Interpretation und Meinung hat. Es zeigt sich auch, dass das Werk von Judith Zander bei vielen Lesern zu kontroversen Diskussionen und Debatten führt, was beweist, dass es provokant und anspruchsvoll ist. Unabhängig davon, wie man über das Werk von Judith Zander denkt, ist es unbestreitbar, dass es die Aufmerksamkeit auf wichtige gesellschaftliche Themen lenkt und zum Nachdenken anregt.

  15. Hallo Achim,

    ja, ich lese es für mich. Ich verstehe es für mich. Für wen sollte ich mich denn sonst damit beschäftigen?
    Es stimmt mich froh, für mich Relevantes darin zu finden. Und ich mag diesen ungewöhnlichen Stil sehr.

    Ein Werk, das offensichtlich nicht alle erreicht. Aber ist das schlimm?

    Wir genießen eine literarische Vielfalt, die uns schier unerschöpfliche Perspektiven bietet. Mit Sicherheit für jeden etwas dabei.
    Kann ich mit etwas nichts anfangen, und das passiert öfter, ärgere ich mich nicht damit herum. Zum Glück lässt sich selbst der Geldwert durch einen Weiterverkauf weitgehend ersetzen.
    Die Zeit ist natürlich futsch, aber man weiß letztendlich nie, wozu es gut war. Vielleicht nur, um den nächsten guten Text doppelt zu genießen.

    Wurmt es mich aber doch, ist es erfahrungsgemäß erfolgversprechend, der Sache noch eine Chance zu geben. Denn manchmal schlägt innerlich etwas Alarm, das eine Befangenheit auslöst, die gar nicht so unüberwindbar ist, wie man zunächst dachte.

    Natürlich hätte ich mein persönliches Lese-erlebnis als unumstößlich schildern können. Aber warum, wenn ich nicht ausschließe, dass es Interpretationsspielraum gibt, der anderen einen anderen Eindruck beschert? Indem ich nur für mich spreche, respektiere ich doch auch deine Ansicht und kann sie begreifen.
    Ich kann mir deine Aversion gut ausmalen, denn ich war im ersten Moment auch pikiert. Und obwohl mich scheinbar Unergründliches reizt, Außergewöhnliches ebenso, verschwende ich meine Zeit nicht gerne an Unsinn, auch dann nicht, wenn er gehypt wird.
    In einer anderen Laune hätte ich vielleicht glattweg abgewunken. Die Welt hätte sich dennoch weitergedreht. Aber in diesem Moment war ich affin, ließ mich mitnehmen. Und das war schön, auch wenn ich andersherum nicht gemerkt hätte, was ich verpasse.

    Wieder: ich, ich, ich.
    Deshalb jetzt noch zwei du:
    Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.
    Und in nächster Zukunft ein für dich wieder einmal schönes Leseerlebnis!

    Viele Grüße
    Elisa

  16. Was für eine schöne Nachricht am späten Abend, liebe Renate. Ich danke dir vielmals für dein Feedback. So ein Austausch macht wirklich Spaß. Beim Abschicken überlegte ich nämlich noch, ob ich vielleicht einen handfesten Hang zum Überziehen habe. Was sich tatsächlich nicht immer leugnen lässt *lach*.

  17. Judith Zanders Gedichte sind wirklich gut.
    Ich habe den neuen Band gelesen und natürlich braucht es Zeit und Einfühlung. Ein Gedicht ist kein Kochrezept.
    Als alter Gottfried Benn Fan sage ich wäre ein Großteil seiner Gedichte auch nicht sofort trällerbar.
    Also Zeit nehmen
    Oder vielleicht doch eher im Sommer zur See

  18. Vielen Dank für die schönen Diskussionsbeiträge!

    Wie erwähnt gibt das Gedicht keine eindeutige Lesart vor. Sie will das auch gar nicht, sagt Judith Zander.

    Von mir daher auch noch ein paar Anmerkungen über mögliche Lesarten. Ich beschränke mich mal auf die erste Strophe.

    grundlegende
    dennoch gaben wir eine parole aus wie
    wiesenschaumkraut waldlehrpfad hießen
    wir uns einander in solchen
    zeiten vertraute und solchen leugneten
    wir die langue ab die legende diesem
    wald-und wiesenlexikon keine karte
    ward den grundbucheintragungen
    beigegeben in der tat
    aber nahmen wir welche vor und
    zugegeben verklebten wir zwittrige
    blüten mit kuckucksspucke

    Als Leserin und Leser hängt viel davon ab, wen man in diesem lyrischen Wir sieht, das hier spricht. Sind es zwei? Ist es eine größere Gruppe? Aus diesem einen Gedicht kann man dies nicht herauslesen. Wenn man den ganzen Band »im ländchen sommer im winter zur see« heranzieht, aus dem das Gedicht stammt, dann sieht man, dass es zwei Personen sind, ein Liebespaar. Aber das muss man nicht unbedingt wissen.

    Dann fallen in der ersten Strophe natürlich Dinge auf, die Orientierung und Halt geben oder Dinge definieren und zuordnen: waldlehrpfad, wald- und wiesenlexikon, karte, grundbuch. Man kann daraus lesen, dass hier zwei Menschen Orientierung in der Welt suchen, dass sie sich selbst Orientierung geben wollen (»waldlehrpfad hießen wir uns einander«), anderes aber auch von außen vorgegeben ist (Grundbuch).

    Es fallen die beiden Begriffe parole und langue auf. Es sind Begriffe der Linguistik. Da gibt es – vereinfacht gesagt – die sprachlichen Regeln, die langue, und die konkrete Umsetzung, die parole. Die parole gibt sich das lyrische Wir selbst, die langue wird geleugnet. Geht das überhaupt? Kann man wider die äußeren Umstände leben?

    Wir können also zwei junge Menschen heraus- bzw. hineinlesen, die ihren eigenen Weg gehen wollen, die sich und ihre Möglichkeiten in dieser Welt noch suchen. Sie sind ein klein wenig rebellisch, denn sie verkleben zwittrige Blüten mit Kuckuckspucke. Das gehört zu den immer wieder auftauchenden Naturmomenten, wie das schöne Wort »Wiesenschaumkraut«. »Kuckuckspucke« sind die Schaumnester der Schaumzikaden, wie man in der Wikipedia nachlesen kann. Eine weitere Bedeutungsebene betritt man schon wieder, wenn man in der Wikipedia die Zwischenrubrik »Mythologie« ansieht.

    Dieses Suchen nach dem eigenen Weg, den eigenen Grenzen ist formell schön umgesetzt, indem sich im Gedicht alle Regeln und Grenzen auflösen, wie Groß- und Kleinschreibung, Zeilenenden, Zeichensetzung. Auch als Leserinnen müssen wir uns in diesem Gedicht Halt und Orientierung suchen. Wir könnten sie ihm geben, die Zeichen, die sinnvollen Umbrüche, die korrekte Groß- und Kleinschreibung. Aber das wäre fast schon frevelhaft. Aber man kann es versuchen:

    Grundlegende
    Dennoch gaben wir eine parole aus
    wie Wiesenschaumkraut.
    Waldlehrpfad hießen wir uns einander
    in solchen Zeiten Vertraute.
    Und solchen leugneten wir die langue ab,
    die Legende diesem Wald-und Wiesenlexikon.
    Keine Karte ward den Grundbucheintragungen beigegeben.
    In der Tat aber nahmen wir welche vor.
    Und zugegeben verklebten wir
    zwittrige Blüten mit Kuckucksspucke.

    Wer sich immer noch nicht darauf einlassen will, der wird natürlich immer noch sagen: »Was soll das?« Aber um sich auf das Gedicht einzulassen, muss man selbst die Regeln und Schranken und Barrieren im Kopf überwinden und Neues suchen. Schöneres kann ein Gedicht doch nicht bewirken.

  19. Schön, einige der Diskutant:innen hier wiederzusehen 🙂 Der Beitrag hier gibt ganz gut den Tenor des Facebook-Threads bei SWR Kultur wieder. Es gibt viel Häme, aber auch ein paar Schreiber:innen, die sich für das Gedicht und die Dichterin einsetzen. Einen Lovestorm konnten sie aber nicht auslösen.

  20. Liebe Elisa, ich muss etwas zugeben/mitteilen: Mein Kommentar von gestern, in dem ich schrieb, dass ich das Gedicht “grundlegende” verstanden habe, war geschwindelt.
    Verfasst hat diesen Kommentar in Wirklichkeit ChatGPT. Ich habe nur einige Wörter geändert.
    Ich fand das – nach einem Gläschen Wein – sehr spaßig. Zugleich zeigt dieser kleine Text auch, was KI kann. (sh. https://www.literaturcafe.de/das-kreative-ist-ein-fehler-chatgpt-als-tod-des-autors/)
    Ich muss leider sagen, dass ich immer noch nicht kapiere, was das Gedicht aussagt bzw. aussagen könnte. Und auch Wolfgang Tischers Versuch, die Worte zu interpretieren, lösen bei mir nichts anderes als Verwirrung bzw. Ratlosigkeit aus.
    Ich liebe Texte, die zum Nachdenken anregen. Ich suche nach solchen Texten!
    Was ich nicht mag, sind Texte, die ich nicht verstehe. Deren Absicht ich nicht verstehe. Und Frau Zanders Texte verstehe ich nicht. Auch mit Interpretationshilfen nicht. Für mich sind Frau Zanders Texte eine (wahllos erscheinende) Aneinanderreihung von Wörtern, und so manche Vermutung im SWR-Thread, die Texte seien von KI geschrieben worden, ist weiß Gott nachvollziehbar. Dass Frau Zander auf Groß-/Kleinschreibung und Interpunktion verzichtet, macht das Unverständnis noch größer. Alles in allem interessiert mich nach wie vor, was die Autorin mit ihren Texten 1. beabsichtigt und 2. aussagen möchte.
    Wie ich im SWR-Thread schon schrieb: Wer provoziert, sollte sich nicht wundern, wenn Menschen genau darauf reagieren. Und dass sie das nicht in der gewünschten Weise tun, sollte ebenfalls nicht verwundern.
    Dass Frau Zanders Texte provokant sind, steht wohl außerhalb jeden Zweifels …

  21. Diesen “Subtext” höre ich manchmal (aus dem Liebesgedicht zwischen den Zeilen) heraus:

    Den Grundbucheintragungen lagen keine Karten bei: Nichts war bereits vermessen, wir mussten uns erst gegenseitig von Grund auf erforschen. Und haben dabei in der Tat einige Eintragungen vorgenommen. Zugegeben: dabei verklebten wir zwittrige Blüten mit unserer Kuckucksspucke – wir liebten uns – in einem acte de volonté, einem Akt Verlaufene sind wir. Wir waren unsere eigene Wegzehrung. Wir suchen uns zurückzurufen, zurück in die Natur und schließen einen Pakt mit den ungeschilderten Bäumen.

    Zu weit hergeholt?

  22. Hallo Frau Renate Blaes

    Ich bin zwar kein Dichter, sondern ein bildender Künstler, ein Zeichner, aber ich möchte trotzdem aus meiner Sicht als Künstler ein paar Worte zu Ihrem Beitrag sagen.

    Sie schreiben: “Was ich nicht mag, sind Texte, die ich nicht verstehe”. Mein persönlicher Lieblingsausstellungstitel war “Dinge, die wir nicht verstehen”. Denn mit dem Verstehen ist das so eine Sache in der Kunst, oft geht es gerade um das Nichtverstehen.

    Etwas pathetisch ausgedrückt: Die Welt selbst ist ein Text, den wir nicht verstehen, dessen Absicht wir nicht verstehen 🙂 Etwas weniger pathetisch ausgedrückt: Wir sind von so viel Unverständlichem umgeben, von Dingen, die uns nicht mehr überraschen, weil wir uns einfach daran gewöhnt haben … dass es manchmal vielleicht gar nicht so schlecht ist, das Nichtverstehen wieder zu lernen 🙂

  23. es gibt einen Beitrag von SWR Kultur der sich noch einmal mit dem Thema beschäftigt:

    Warum sich „schwere Lyrik“ lohnt – Antwort auf die Kritik an der Peter-Huchel-Preisträgerin Judith Zander, Jury-Mitglied Insa Wilke erklärt, warum der Ärger zu kurz greift und es sich lohnt, moderne Gedichte zu lesen …

    https://www.swr.de/swr2/literatur/schwere-lyrik-kritik-an-peter-huchel-preistraegerin-100.html

    Auf jeden Fall hörenswert. Etwas merkwürdig fand ich aber in diesem Interview, dass der Moderator zwei Beispiele für Wortschöpfungen von Judith Zander bringt, die gar keine Wortschöpfungen sind 🙂 Außerdem ist der Shitstorm gar nicht richtig wiedergegeben, weil es ja nicht nur negative Kommentare gab, sondern auch eine ganze Reihe von User:innen, die sich um das Gedicht und die Lyrik von Judith Zander bemüht haben. Im Gegensatz zu anderen Shitstorms, die ich schon erlebt habe, kam es hier sogar gelegentlich zu konstruktiven Diskussionen.

  24. “Der Alltagsgegenstand Sprache wird unter Zuhilfenahme künstlerischer Verfahren, wie zum Beispiel Inversion der herkömmlichen Syntax, lautliche Äquivalenz, Sinnfiguren, rhetorische Mittel, etc., verfremdet. Durch die Verfremdung soll eine Erschwerung und dadurch Verlängerung der Wahrnehmung bewirkt werden, was gewissermaßen den Rezeptionsvorgang intensiviert und unter Umständen, je nach Abstraktionsgrad, einen Assoziationsprozess initiiert, wobei der Text als Projektionsfläche dienen kann.”
    Alles klar?
    Nö!

    Ich wiederhole: Ich will Texte – jeglicher Art – verstehen. Ansonsten gehen sie mir am Arsch vorbei! Und die Verfasser bewusst kompliziert formulierter Texte müssen damit rechnen, dass ich meine Meinung dazu äußere. Klar und verständlich.
    Also:
    Die Gedichte von Judith Zander verstehe ich nicht.
    Den Artikel von Leisz Shernhart verstehe ich ebenfalls nicht.
    Und beides liegt ganz bestimmt nicht an eventueller Begriffsstutzigkeit meinerseits …

  25. Ich lese Judith Zander gern und profitierte von ihr.
    Herrn Shernharts verlinkten Text hingegen lehne ich ab.
    Ein intoleranter Theaterpädagoge, hochnäsig selbsteingenommen. Was für ein Witz.
    Wäre ich die Autorin, würde ich liebend gern auf seine Fürsprache verzichten.
    Ich hoffe, die “ländlich angesiedelten Gymnasiastinnen”, zu denen er sich zu seinem eigenen Bedauern aus finanziellen Gründen herablassen musste, haben ihn umgehend wieder aus ihrem Gedächtnis gestrichen.

  26. Tatsächlich verkörpert der Text von Herrn Shernhart in der taz dieses elitäre Denken, das ebenfalls nicht weiterhilft, sondern Teil des Problems ist.

    »Je unverständlicher, desto Kunst, desto mehr kann ich mich vom gemeinen Pöbel (auf dem Lande) abgrenzen«, scheint seine Aussage zu sein. In meinen Augen stimmt auch das Bild nicht, dass er sich von denen macht, die mit den Gedichten Zanders nichts anfangen können. Wer so austeilt, dessen Argumente will man dann gar nicht mehr hören, auch wenn er sich im zweiten Teil an einer Erklärung versucht.

    Wenn er als Theaterpädagoge die Stücke auch so angeht, dann laufen alle schreiend weg. Und die Ablehnung richtete sich dann fälschlicherweise auch auf die Stücke. Kontraproduktiv.

  27. Elisa Jansen, Renate Blaes und Wolfgang Tischer,

    den ersten Teil des Textes finde ich auch fragwürdig, da sind wir uns einig. Im zweiten Teil finde ich interessante Passagen.

    Da fängt der Autor – auch wenn er sich nicht so gut ausdrücken kann oder will – sinngemäß so an: Im Gedicht wird die Sprache durch künstlerische Verfahren verfremdet, z.B. durch Umkehrung der herkömmlichen Syntax, durch Elemente wie Alliteration und Reim, durch symbolische Elemente, durch rhetorische Mittel usw.. Durch diese Verfremdung wird der gewohnte Lesefluss unterbrochen. Der vertraute Vorgang des Lesens, dem wir normalerweise keine große Aufmerksamkeit schenken, wird dabei oft selbst zum Thema. Was sonst klar und einfach erscheint, wird plötzlich mehrdeutig.

    Aber welchen Sinn hat das?

    Bei Judith Zander finde ich die Mehrdeutigkeit zunächst einfach schön. Man versteht nicht sofort, was man liest, aber beim wiederholten Lesen gibt es so viel zu entdecken. Es ist wie ein kleines Abenteuer, finde ich. Besonders gefallen haben mir die vielen alten Wörter, die ich noch nie gelesen habe. Das ist ein Schatz.

    Am Ende hatte ich das Gefühl, eine kleine erotische Geschichte zu lesen, wie ein Blick in das Tagebuch einer fremden Person. Außerdem finde ich in der Sprache des Gedichts teilweise eine Beziehung zur Natur wieder, die verloren zu gehen droht. Uns fehlen buchstäblich die Worte (und die Bilder), um unseren Platz in dieser Welt in ihrem Reichtum zu beschreiben. Das Lesen fällt dann manchmal schwer, weil wir uns von dem Beschriebenen so entfremdet haben …

    … womit wir wieder bei der Verfremdung wären 🙂

  28. Ich liebe Ihre Gedichte, Frau Zander. Man kann darin spazieren gehen wie in einem Sprachdschungel: ich finde seltsame Tiere, die ich nicht kenne, seltsame Bäume, ein vertrautes Blatt, einen vertrauten Klang und dann wieder menschliche Grunderfahrungen, die sich nicht in Worte fassen lassen. Bin froh und ich hoffe, dass dieser ihr wunderbarer Sprachdschungel nicht abgeholzt wird. Übrigens ich habe Irmtraut Morgner schon vor 30 Jahren gelesen und freu mich, dass sie in Ihrem Sprachspiel zu Ehren kommt. Beatriz ist ein prophetischer Roman auch heute noch.
    Rosa Tritschler

  29. Lieber Jörn, was halten Sie von diesen Zeilen?

    Du hast mir deine Brust geschenkt
    Die Muttermilch lief sanft und doch
    Es grenzt an tausend Wunder noch
    Dass du in ihr mich nicht ertränkt

    Dein Saft in meinen Körper drang
    Floss wie ein magisch Elixier
    Des Lebens durch die Adern mir
    und doch ich fing zu welken an

    Du schlugst den kleinne Leib mir wund
    Die Hände dein, sie schmerzten sehr
    Geschrien hab ich schon lang nicht mehr
    Vernarbt und blutverklebt mein Mund

    Mein Körper wuchs, die Seele starb
    Erschöpft von deinem stetig Zorn
    Ich wünscht, ich wäre totgebor’n
    Und sehne mich nach einem Grab

    In deinen Augen Glückes Zier
    Wär’n meine Tränen im Gesicht
    Die Freude deines Lebens nicht.
    So wär’ statt Milch ein Gift in dir.

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