Immer diese Lügen. Am 15. Juni 1961 sagte der DDR-Staatsratsvorsitzende, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu errichten. Am 13. August 1961 wurde die Mauer errichtet. Und stand dann 28 Jahre lang in Deutschland rum, betongrau, einfallslos, brutal, begleitet von stahlharten Vokabeln wie Todesstreifen, Schießbefehl, Wachposten. Der Kalte Krieg war eine Herausforderung für die deutsche Nachkriegsliteratur, die lange keine Neigung verspürte, das welthistorische Ereignis zur Kenntnis zu nehmen. Nur zwei eng befreundete ostdeutsche Schriftstellerinnen schrieben sofort einen Roman über die menschlichen Folgen der deutschen Teilung: Christa Wolf veröffentlichte 1963 ihren Roman Der geteilte Himmel, Ort und Zeit der Handlung: DDR, Juni bis August 1961; Brigitte Reimann veröffentlichte 1963 ihren Roman Die Geschwister, Ort und Zeit der Handlung: DDR, Frühjahr 1961.