Der S.-Fischer-Verlag stellt Monika Maron vor die Tür. Schuld sind nicht ihre Texte. Das Problem ist, mit wem sie mittelbar Kontakt hat

Der deutsche Verlag beendet die Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin.

Manuel Müller
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Monika Maron publizierte vierzig Jahre lang bei Fischer. Damit ist nun Schluss.

Monika Maron publizierte vierzig Jahre lang bei Fischer. Damit ist nun Schluss.

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Absagen sind Monika Maron altbekannt. Ebenso, dass die Begründungen dafür nicht überzeugen. Vor vierzig Jahren wollte die Schriftstellerin ihren Erstlingsroman veröffentlichen, doch DDR-Funktionäre verhinderten das Erscheinen. In einer vernichtenden Kritik erklärten sie: «Es wäre möglich gewesen, wenn noch etwas daran gearbeitet worden wäre.»

An diese Anfänge erinnert man sich heute. Doch diesmal erfolgt die Absage ausgerechnet vom Verlag, der Monika Marons Debüt («Flugasche», 1981) in der Bundesrepublik herausbrachte. Wie vor kurzem bekanntwurde, wird der S.-Fischer-Verlag keine weiteren Bücher der 79-jährigen Autorin veröffentlichen. Er setzt damit den Schlusspunkt hinter vierzig Jahre publizistische Zusammenarbeit. Und die Gründe hören sich diffus an.

Gegen den Zeitgeist

Klar ist, bei Monika Maron handelt es sich um eine seit je streitbare Schriftstellerin. Sie prangerte in der DDR die Umweltverschmutzung an und diagnostizierte während der Wende eine Kluft zwischen Bürgern und Intellektuellen. Ihre zuletzt erschienenen literarischen Werke setzten Fragezeichen hinter die deutsche Migrationspolitik.

Kritik liess nicht auf sich warten. Doch Siv Bublitz, Verlagsleiterin bei S. Fischer, hielt zu ihrer Autorin. Während die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» Maron nach dem Erscheinen des letzten Romans («Artur Lanz», 2020), den «neuen Rechten» zurechnete, bezeichnete Bublitz das Buch als «streitbar, klug und künstlerisch anspruchsvoll».

Dieses Verhältnis hat sich inzwischen abgekühlt. Der Verlag macht der Berlinerin Vorwürfe. Doch diese sind keineswegs inhaltlicher Natur, am neuen Essayband stören nicht etwa die Thesen, Positionen oder Themen. Grund des «Rauswurfs» ist, wo das Werk erschienen ist. Und vor allem, wer es vertreibt.

Dresdner Skandale

Maron publizierte die Textsammlung beim Verlag des Buchhauses Loschwitz. Die Dresdner Buchhandlung ist bundesweit bekannt; 2015 und 2016 wurde sie mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. Sie machte aber vor allem wegen eines offenen Briefes von sich reden, den die Co-Leiterin Susanne Dagen 2017 an den Börsenverein des Deutschen Buchhandels richtete. Sie bemängelte darin einen «respektlosen und würdelosen» Umgang mit rechten Verlagen.

Für den S.-Fischer-Verlag war jedoch ausschlaggebend, wer die Dresdner Titel vertreibt. Dafür zeichnet Antaios, die Edition des AfD-Vordenkers und rechten Verlegers Götz Kubitschek, verantwortlich. Und genau diese Assoziation will Marons Stammverlag S. Fischer nicht akzeptieren.

In einem Interview mit der «FAZ» sagte Siv Bublitz: «Die Grenzen unseres Meinungsspektrums sind bewusst weit gesteckt, zugleich aber klar. Dass eine Autorin gleichzeitig im Umfeld des Antaios-Verlags und bei S. Fischer publiziert, ist für uns nicht hinnehmbar.» Monika Maron sprach ihrerseits in einem Gespräch mit der «Welt» von einem «Rausschmiss». Kubitschek stehe ihr politisch fern, und sie habe nicht gewusst, dass er die Bücher vertreibe. «Zeigen Sie mir mal einen Autor, der sich um den Vertrieb kümmert», sagte sie.

In der Verlagsvorschau für das Frühjahr 2021 kündigte Fischer noch einen Essayband von Monika Maron an. Ob er dort noch erscheinen wird, scheint unklar. Umso passender aber ist sein Titel. Er lautet: «Was ist eigentlich los?»