Heim

Oskar Manigk

(* 29. April 1934 in Berlin)

Der dichtende Maler Oskar Manigk wird am 29.4. 90 Jahre alt.

Er wuchs in Ückeritz auf der Insel Usedom auf. 1993 erhielt er den Caspar-David-Friedrich-Kunstpreis und 2005 den Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Heute wird er mit dem Egmont-Schaefer-Preis für Zeichnung und einer damit verbundenen Ausstellung in der Berliner Galerie Parterre geehrt. Manigk lebt und arbeitet in Berlin und Ückeritz.

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Heimat
 
Sieh, ich kehre wieder heim,
heim zu Opas Flugzeugleim
und zu Mutters Klieben.
Wenn sie nicht gestorben wär
wäre ich geblieben.
 
Stand ja mal als Zinnsoldat
mitten im Gelände.
Und an Vaters Maschendraht
schien die Welt zu Ende.
 
Doch sie war zu Ende nicht,
wie wir heute wissen.
Habe doch zum Unterricht
immer drüber müssen.
 
Nun sind alle Lehrer tot,
tot bis auf den letzten.
Die mich trotz Gewissensnot,
jedes Jahr versetzten.
 
Liebe Heimat habe Dank,
Dank für deine Güte.
Auf der blauen Gartenbank,
grade als man Kaffee trank,
roch es zehn Sekunden lang
nach Holunderblüte.

Aus „Anwesend“ – ein originalgrafisches Künstlerbuch mit 21 Gedichten und ebenso vielen Grafiken in 50 Exemplaren, Berlin: Wohlrab-Verlag, 2007

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