Alle Artikel von intellectures

Ein gewagtes Spiel mit dem Genre

Nach der Vampirkomödie »Only Lovers left alive« widmet sich Jim Jarmusch erneut der Welt der Untoten. Seine cineastische gelungene Alternative zum Hochglanzhorrorkino ist filmpolitisch jedoch zumindest umstritten. Man stelle sich eine Welt vor, in der die USA an den Polarkappen …

Ganz unten

Der britische Fotograf Richard Billingham erzählt in seinem Filmdebüt »Ray & Liz« die erbärmliche Geschichte seiner Familie. Seine Bebilderung der Verhältnisse ist kompromissloser als Ken Loachs »Ich, Daniel Blake« und reflektierter als Fatih Akins »Der Goldene Handschuh«. Die Hände zittern, …

Ein einfaches Leben

So früh war das Rennen um die Bären noch nie zu Ende. Nachdem der chinesische Beitrag »One Second« von Zhang Yimou wegen »technischer Probleme« kurzfristig gestrichen wurde, beschließt dessen Landsmann Wang Xiaoshuai mit dem sehenswerten Drama »So long, my son« …

Ein Israeli in Paris

Der israelische Filmemacher Nadav Lapid lässt in seiner Tragikomödie »Synonymes« einen Landsmann in Paris nach einem neuen Leben suchen. Fast zu erfrieren ist in Yoavs Familie schon fast Tradition. Sein Großvater ist während des zweiten Weltkriegs in Osteuropa nur knapp …

Sprachlos in Zwischenwelten

Angela Schalenec hat über Jahre im Forum der Berlinale ihre Filme vorgestellt. Nun ist sie mit ihrer fragmentierten Familienanordnung »Ich war zuhause, aber…« erstmals im Wettbewerb vertreten. Nichts an diesem Film ist natürlich, dabei beginnt er mit einer Jagdszene in …

Schlumpf mit Plastiktüte

Nora Bossong schreibt Gedichte über Heimat und Fremde, Menschen und Orte, über Politik und Gefühl und führt aus dem alten Europa in den Nahen Osten der Gegenwart. Alles beginnt mit einem Seufzer. »Ach Europa« steht über dem ersten von knapp …

Würge(r)kino

Mit hohen Erwartungen ist Fatih Akins Verfilmung von Heinz Strunks Roman »Der Goldene Handschuh« in den Wettbewerb der Berlinale gegangen. Der Film weißt in seinem Handwerk Parallelen zu Takis Würgers viel kritisiertem Roman »Stella« auf. Einen Horrorfilm hatte Fatih Akin …

Gott ist eine starke Frau

Die mazedonische Regisseurin Teona Strugar Mitevska ist ein Eigengewächs der Berlinale. Vier mal war sie bereits in der Sektion Panorama zu Gast. Mit »God exists, her name is Petrunya«, einem heiteren Manifest gegen religiöse Borniertheit und toxische Männlichkeit, ist sie …

Lola rennt im Hamsterrad

Die Österreicherin Marie Kreutzer ist mit »Der Boden unter den Füßen« im Wettbewerb vertreten. Ihr Film porträtiert eine Unternehmensberaterin und ihren Berufszweig. Der stellt sich als genauso trist wie man ihn immer vermutet hat heraus….

Wie der Vater, so der Sohn

Der norwegische Regisseur Hans Petter Moland hat mit »Out Stealing Horses« ein mit Symbolen und Geschichte überladenes Vater-Sohn-Drama gedreht. Das Millennium neigt sich dem Ende, als Trond Sanders (Stellan Skarsgård) seine Zelte in Oslo abbricht und sich in ein norwegisches …

Schrei nach Liebe

Nora Fingscheidt feiert mit »Systemsprenger« ein beeindruckendes Spielfilmdebüt auf der Berlinale. In ihrem Beitrag porträtiert sie ein wildes Mädchen, für das in den etablierten Kinder- und Jugendhilfestrukturen kein Platz ist. Die neunjährige Bernadette, die lieber Benni genannt werden will, trägt …

System mit vielen Fragezeichen

François Ozon setzt sich in »Grâce à Dieu« mit dem Schweigen der Kirche über Pädophilie auseinander und lässt die Missbrauchsopfer sprechen. Die Fragen, wie geschlossene Systeme funktionieren und wie man sie knacken oder ihnen entkommen kann, spielen an den ersten …

Unerhoffte Hilfe

Lone Scherfigs »The Kindness of Strangers« hat die 69. Berlinale eröffnet. Darin erzählt sie, wie eine junge Mutter mit ihren Kindern vor dem gewalttätigen Ehemann abhaut und Hilfe findet, wo sie sie nicht erwartet hat….

Ein weißer Schwarzer

Er gilt als wütendes enfant terrible des Black New Cinema. Spike Lee ist mit »BlackKklansman« eine fulminante auf die Hauptbühne des amerikanischen Kinos gelungen, nachdem bereits der Abgesang auf ihn gesungen war. »Mary don’t you weep« singt Prince in den …

Realismus des Persönlichen

Federico Fellinis filmisches Werk ist ein Stand-Alone und hat zahlreiche Nachahmer gefunden. Woody Allen, Pedro Almodóvar, Martin Scorsese, Andrej Tarkovskij, Tim Burton, David Lynch, Alejandro Jodorowsky, Terry Gilliam und Paolo Sorrentino sind nur einige, die sich von seinen Filmen haben …

Roulette des Lebens

540 Seiten avantgardistische Comiclektüre – mit zwanzigjähriger Verspätung erscheint mit »Der Schwindler« Pascal Rabatés Durchbruch als Comiczeichner. Dieser stilistisch betrachtete Ausreißer im Gesamtwerk des Franzosen ist das eindrucksvolle Porträt eines eigensinnigen Glücksritters im zaristischen Russland und zugleich ein schonungsloses Psychogramm …

Das furiose Echo des Postrassismus

In eindrucksvoller Manier hält Man-Booker-Preisträger Paul Beatty in seinem Roman »Der Verräter« der postrassistischen US-amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor. Ein literarischer Kristall, dessen Strahlen die Finsternis ausleuchtet. »Menschen zu anderen zu machen, wird erlernt – aber nicht durch Lektüre oder Unterweisung, …

Ein Spiegel unserer Zeit

Der amerikanische Essayist Ta-Nehisi Coates ist hierzulande vor allem für seine kritischen Texte zum US-amerikanischen Rassismus bekannt. Nur wenige wissen, dass er auch der Kopf hinter der erfolgreichen »Black Panther«-Erzählung ist. Mit ihr hält er weißen Isolationisten den Spiegel vor….

Die Herkunft der Angst

Afroamerikaner leben in ständiger Furcht vor staatlicher Gewalt. Eine der Mitbegründerinnen von #BlackLivesMatter erzählt nun ihre »Geschichte vom Überleben«. Neun Jahre ist Patrisse Khan-Cullors alt, als ihre kindliche Naivität ein Ende findet….