Alle Artikel von Volltext

Das schlechte Feld

Still: Bernhard Sallmann – Das schlechte Feld Wie grässlich das aussieht! Was für eine zerfetzte Landschaft! Überhaupt: Wie kann man so nahe an der Autobahn wohnen, so als Vierkanthof, geht’s nicht ein bisschen weiter weg?…

Kopf und Kopie

Lisa Spalt. Foto: Otto Saxinger Letzten Geburtstag schenkte man mir eine Opuntia consolea, um wider mich mit Stacheln zu sticheln, ich behielt die Pflanze wohl über ein Jahr, in dem – naturgemäß, wie mir schien, – in der Welt alles …

Himmel und Hölle

René Freund. Foto: Thom Trauner Vor kurzem wurde mein Theaterstück Schluss mit André in einer neuen Inszenierung gezeigt. Die Komödie handelt von drei sich liebenden, aber rivalisierenden Frauen, zwei Schwestern und ihrer Freundin….

Ein Spiel gegen sich selbst

Olga Tokarczuk: Übungen im Fremdsein Eine so konzentrierte wie weitläufige Lektüre, weil sich im Gesamtzusammenhang der Essays stets neue Verbindungen ergeben und dieser Band auch formal umsetzt, wovon er spricht: eine „panoptische“ Haltung, die jedes eindimensionale Denken unterläuft. „Zum ersten …

Todesarten/hierorts

Todesarten werden zu Superstars, das konnte Ingeborg Bachmann, die Königin der Todesarten, nicht vorhersehen. Das Mitgefühl zuckt in den Mundwinkeln, zieht die Lippen nach innen. Niemand verschluckt sich gerne am Leid der anderen….

Kniefallphilologie

Zu den germanistischen Heerscharen, die zwischen 1943 und 1976 bei Emil Staiger (1908–1987) am Deutschen Seminar der Universität Zürich studierten, gehörte auch Hermann Burger. In einer Festrede für Ulla Hahn mit dem Titel Von der Lebensgefährlichkeit der Literatur, 1987 …

Die Welt am Abgrund

Die zunehmende Belanglosigkeit der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ergibt sich nicht zuletzt daraus, dass sie kein Ort mehr ist, an dem politisch Relevantes verhandelt wird, weil vielmehr mit ermüdender Insistenz das Spektrum des politisch Korrekten mit voraussagbaren Ergebnissen durchdekliniert wird. Bürgerliche Mittelklasseliteratur …

Wieder ein Sommer

Wieder ein Sommer in Split, zwei Wochen diesmal nur, wieder in der Wohnung in der Straße des Heimatkrieges, vormals Straße der Opfer des Faschismus, die Suzanas Eltern 1968 gekauft haben und die seither so gut wie unverändert ist, zwei Zimmer, …

Mein schöner kleiner Biber

Thomas Pynchon (1955) Foto: Albert Love Enterprises Thomas Pynchon ist der Autor meiner Jugend. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich seinen Einfluss bereits überwunden hätte, im Gegenteil, ich schwelge immer noch regelmäßig in seinen herrlichen Erfindungen, den ungeheuren Maschinerien seiner …

In meinem Haus

DER MANN Bevor ich die Tür meines Hauses aufschließen kann, öffnet mir eine Frau, die mich unverwandt anschaut – und sie ist auch nicht mit mir verwandt. Ich könnte sie nun fragen, was sie in meinem Hause zu suchen habe: …

Mir steckt die Gegenwart im Hals

Ich bin ein Spurenverwischer, ein Hochstapler, ein Schriftsteller kurzum. Lässt sich so die Frage beantworten, die mir neulich ein Bekannter stellte: „Wie würdest du dich positionieren?“ Das Wort Position erinnert mich an Pose, an Posse – und vielleicht kommt …

Schreiben in der Erregungsröhre

Julia Schoch: Wir sind keine Diskursgefäße. Foto: Ullrich Burkhardt (CC BY-SA 4.0) Es gab Zeiten, da wurde den Schreibenden, ja KünstlerInnen ganz allgemein eingeflüstert, sie würden gebraucht, zum Beispiel zur Erneuerung des Denkens oder gar für den „Aufbau einer …

hör-weiten

Barbara Hundegger. Foto: Bernhard Aichner / Haymon 1 also nach allem was du: so gehört hast | angeblich: was läuten was heraus was durch | stecknadeln die mit karacho fallen | gras das anstatt zu wachsen vor dir: niederbrennt | …

Was bleibt

Barbara Rieger. Foto: Alain Barbero Warum habe ich nicht gleich Blumen mitgebracht statt Bier und Apfelstrudel? Er brauche alle Kalorien, die er bekommen könne, hat die erste Krankenschwester gemeint, und auch die zweite Krankenschwester hat meine Frage, ob ich ihm …

Patres und Fratres

Martin Amanshauser. Foto: Heribert Corn Im Jahr 2001 verbrachte Martin Amanshauser als Stadtschreiber zwei Monate bei Tiroler Mönchen. Die Aufzeichnungen aus dem Refektorium waren über zwanzig Jahre unter Verschluss….

Atemlos ausgeklinkt

Jutta Treiber. Foto: Hans Peter Treiber Mein Sohn will sich das Leben nehmen, der Gedanke schießt in meinen Kopf, hakt sich fest, bohrt sich tief in mein Hirn, dunkle November-Corona-Nacht, ich sitze auf der Terrasse, Rauchkringel über dem Rotweinglas, das …