Alle Artikel von Fixpoetry

Als es vorbei war [4]

Notiz: …war es eben nicht vorbei, was wir durchaus schon wussten, als wir unsere sommerlichen Lockerungsübungen machten, in weißen Kampfanzügen auf dem leeren Schulhof in der Abendsonne wie kleine Spitzbuben, die eine Lücke im Zaun gefunden hatten: so  voller Stolz …

Dass ich Dichter* bin

Kritik: Eine schöne Sammlung von Gedichten Marina Zwetajewas legt der Ritter Verlag unter dem Titel Morgen soll für übermorgen gelten vor. Es handelt sich um eine Zeitenschau, vor allem kürzere Gedichte aus allen Schaffensperioden, auch einige Erstübertragungen aus dem Nachlass, …

Seitenwechsel * Tagebuchnotizen 27. Mai 2020

Kolumne: Geschrieben werden Tagebuchnotizen, die zeitgleich an verschiedenen Orten und in verschiedenen Ländern entstehen und in der WORTSCHAU veröffentlicht werden. An einem bestimmten (vorgegebenen) Tag, in dieser Ausgabe der 24. Dezember 2019, machen sich fünf Autorinnen und Autoren Notizen darüber, …

Im Neuen das Vertraute zu schaffen

Lesart:   Mit dem klangvollen Namen Paul Hindemith mag der Kunstbewanderte nicht direkt die Dichtung in Verbindung bringen, viel eher ist der 1895 in Hanau Geborene als einer der wichtigsten Komponisten der Moderne in Erinnerung. Nichtsdestotrotz war dessen Verhältnis zur …

„Der Krieg hat alles verändert“

Kritik: Zu den Autoren, die Thomas Mann aufrichtig bewunderte und zu deren Büchern er zeit seines Lebens immer wieder gerne griff, gehörte Iwan Bunin. Die entsprechenden Leseeindrücke sind in zahlreichen Tagebuchnotizen festgehalten. Von den 18 Erzählungen dieses Bandes sind acht …

Subtile Firniskratzerin

Kritik: Es wird immer offenbarer, dass die kürzeren Prosaformen Erzählung, Novelle und Kurzgeschichte momentan wieder mehr an literarischem Gewicht gewinnen. Unangefochten residiert über allem natürlich nach wie vor der Roman (oder das, was das geneigte Publikum dafür halten soll). Dass …

Ganz schön abgefuckt oder doch nur „verquatscht“?

Kritik: Wer seinen Plot mit Rocklyrik und Satzfetzen aus Telephongesprächen der späten 1990er Jahre einleitet, dann ein Sieben-Tage-Programm  für seine unterschiedlichen „Tatorte“ entwirft, um anschließend seinem Leser etwas über „halbgare Buddhisten“ und einen „fehlenden Waffenschein“ vorzuschwafeln, mehr noch: bei… Weiterlesen

Spinnen im Glas

Kritik: „Das Schimpfen zur Wissenschaft erheben“, ein Satz aus dem quasi-Protokoll Dostojewskis in der Stimme eines „leicht verrückten“ Berichterstatters, angeblich ein gefundenes Heft, seiner Jahre in Ketten in der Katorga, einem Verbannungslager in Sibirien – neu übersetzt als Aufzeichnungen aus …

Nordische Schülerliebe.

Kritik: Über das Thema Authentizität und Literatur ist in den vergangenen Jahren viel nachgedacht und geschrieben worden. Texte werden von der Kritik gerne danach abgeklopft, ob sie denn authentisch seien, also das vermeintlich echte Erleben und Fühlen der Verfasserin oder …

Menschenseele und Klima

Kritik: Mit „Klima“, zusammengesetzt aus den chinesischen Zeichen für Wind und Erde, ist die Gesamtheit der natürlichen, also nicht von menschlichen Eingriffen veränderten, Gegebenheiten eines Lebensortes gemeint. In Übertragung Heideggerscher Begrifflichkeit beschreibt Tetsurō Watsuji die Erfahrung der Außenwelt als ein …

Sonne, Wellen, Wind

Kritik: „Ich will leben, und Du willst Dich amüsieren“, schreibt die junge namenlos bleibende Ich-Erzählerin in Helen Wolffs Roman „Hintergrund für Liebe“ auf einen Zettel, den sie ihrem Geliebten hinlegt, ehe sie verschwindet. Der Mann ist um einiges älter, bekannter, …