Alle Artikel von Volltext

Spiel mit Filmgeschichte(n)

Am Anfang war einmal mehr das Spiel mit der Frage, was das heute noch sein könnte: nationales Filmschaffen. Und die These, dass Filme auch durch ihre Betrachter•innen „sprechen“, sehr unterschiedlich und sehr geprägt davon, ob sie zum Beispiel als Österreicher•innen …

Die Schauspielerin

Gustav Ernst. Foto: Karin Fleischanderl Denn Sie müssen wissen, sagte sie, es gab einmal eine junge Frau, nennen wir sie Hanna, die Schauspielerin werden wollte und ihre Mutter dazu überredete, ihr eine Schauspielausbildung zu bezahlen. Was nicht leicht war….

Franz Novotny: Die Ausgesperrten

Franz Novotny – Die Ausgesperrten S-Bahn-Station Wien-Ost, ein Bahnsteig, abgeblätterte Holzvertäfelung, Taubendreck. Ist das überhaupt in Farbe? Die Geschwister Anna und Peter raffen die Geldscheine (vor allem Zwanziger mit dem Porträt des Erbauers der Semmeringbahn) zusammen, die aus der Armprothese …

London Bridge is Down

Linda Stift. Foto: Christine Andorfer Das Hier und Heute einzufangen, was für eine Sisyphosarbeit! Kaum hat man ein Eckchen vom Heute erwischt, ist es schon wieder weg, zerbröselt es einem zwischen den Fingern, kommt schon wieder das nächste….

Sudabeh Mortezai: Joy

Sudabeh Mortezai: Joy Bevor der Film Joy von Sudabeh Mortezai aus dem Jahr 2018 bei Minute 01:12:53 angehalten wird und wir den Protagonistinnen in die warme Stube eines traditionellen Salzburger Gasthauses folgen, haben die beiden, gezwungen oder notgedrungen, bereits mehrere …

Eddy Saller: Schamlos

Eddy Saller: Schamlos Udo Kier, blutjung und tot mit dem Babyface am Asphalt und halboffenem Mund, die logische Konsequenz von allem. Alles wird vorsätzlich ins Schlimme gekehrt, damit darauf einen Augenblick lang eine Schönheit liegt (aufprallt), die man nicht haben …

Kalterer

Stefan Slupetzky. Foto: Julia Maetzl „Ich weiß schon: Einer schreibt über die ganze Welt, und heraus kommt eine Nudelsuppe, der andere schreibt über Nudelsuppe, und heraus kommt eine ganze Welt“, sagt Kalterer in weinerlichem Tonfall. „Trotzdem … Ich schaff’s einfach …

Fritz Lehner: Schöne Tage

Still: Fritz Lehner – „Schöne Tage“ 1981, ein Jahr vor meiner Geburt, erschien ein Meisterwerk des österreichischen Films, das in meiner Familie eine höchst eigenartige Rolle spielte. Es ist die eindrucksvolle und düstere Verfilmung von Franz Innerhofers Roman Schöne Tage …

Das schlechte Feld

Still: Bernhard Sallmann – Das schlechte Feld Wie grässlich das aussieht! Was für eine zerfetzte Landschaft! Überhaupt: Wie kann man so nahe an der Autobahn wohnen, so als Vierkanthof, geht’s nicht ein bisschen weiter weg?…

Kopf und Kopie

Lisa Spalt. Foto: Otto Saxinger Letzten Geburtstag schenkte man mir eine Opuntia consolea, um wider mich mit Stacheln zu sticheln, ich behielt die Pflanze wohl über ein Jahr, in dem – naturgemäß, wie mir schien, – in der Welt alles …

Himmel und Hölle

René Freund. Foto: Thom Trauner Vor kurzem wurde mein Theaterstück Schluss mit André in einer neuen Inszenierung gezeigt. Die Komödie handelt von drei sich liebenden, aber rivalisierenden Frauen, zwei Schwestern und ihrer Freundin….

Ein Spiel gegen sich selbst

Olga Tokarczuk: Übungen im Fremdsein Eine so konzentrierte wie weitläufige Lektüre, weil sich im Gesamtzusammenhang der Essays stets neue Verbindungen ergeben und dieser Band auch formal umsetzt, wovon er spricht: eine „panoptische“ Haltung, die jedes eindimensionale Denken unterläuft. „Zum ersten …

Todesarten/hierorts

Todesarten werden zu Superstars, das konnte Ingeborg Bachmann, die Königin der Todesarten, nicht vorhersehen. Das Mitgefühl zuckt in den Mundwinkeln, zieht die Lippen nach innen. Niemand verschluckt sich gerne am Leid der anderen….

Kniefallphilologie

Zu den germanistischen Heerscharen, die zwischen 1943 und 1976 bei Emil Staiger (1908–1987) am Deutschen Seminar der Universität Zürich studierten, gehörte auch Hermann Burger. In einer Festrede für Ulla Hahn mit dem Titel Von der Lebensgefährlichkeit der Literatur, 1987 …

Die Welt am Abgrund

Die zunehmende Belanglosigkeit der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ergibt sich nicht zuletzt daraus, dass sie kein Ort mehr ist, an dem politisch Relevantes verhandelt wird, weil vielmehr mit ermüdender Insistenz das Spektrum des politisch Korrekten mit voraussagbaren Ergebnissen durchdekliniert wird. Bürgerliche Mittelklasseliteratur …

Wieder ein Sommer

Wieder ein Sommer in Split, zwei Wochen diesmal nur, wieder in der Wohnung in der Straße des Heimatkrieges, vormals Straße der Opfer des Faschismus, die Suzanas Eltern 1968 gekauft haben und die seither so gut wie unverändert ist, zwei Zimmer, …

Mein schöner kleiner Biber

Thomas Pynchon (1955) Foto: Albert Love Enterprises Thomas Pynchon ist der Autor meiner Jugend. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich seinen Einfluss bereits überwunden hätte, im Gegenteil, ich schwelge immer noch regelmäßig in seinen herrlichen Erfindungen, den ungeheuren Maschinerien seiner …

In meinem Haus

DER MANN Bevor ich die Tür meines Hauses aufschließen kann, öffnet mir eine Frau, die mich unverwandt anschaut – und sie ist auch nicht mit mir verwandt. Ich könnte sie nun fragen, was sie in meinem Hause zu suchen habe: …

Mir steckt die Gegenwart im Hals

Ich bin ein Spurenverwischer, ein Hochstapler, ein Schriftsteller kurzum. Lässt sich so die Frage beantworten, die mir neulich ein Bekannter stellte: „Wie würdest du dich positionieren?“ Das Wort Position erinnert mich an Pose, an Posse – und vielleicht kommt …