Diese Version meines Blogs werde ich zukünftig nicht mehr aktualisieren. Alle alten Beiträge sind auf www.ltrtr….

War die Tankstelle einer der mythischen Räume, an dem der Zeitgeist des vergangenen Jahrhunderts offenbar wurde, so ist der Serverraum einer der Orte, an denen das 21. Jahrhundert paradigmatisch wird. Das Brummen der Algorithmen, die umfassende Vernetzung, die schöne Kühle …

In (Markt-)Zeiten, in denen der gähnend-gängige 220-seitige Roman mit seiner leicht kaubaren Zeitgenossenschaft Erfolge feiert, ist es gewagt, sich als Debütant für Erzählungen zu entscheiden. Mit „Der böse Mensch“ geht der 1983 geborene Lorenz Just dennoch diesen Weg. Natürlich gibt …

1 In einem Essay auf dem diaphanes-Blog denkt Mário Gomes über Gewalt, Ästhetik und die Durchsetzung neuer „schöner“ Normen nach. An einer Stelle schreibt er über ein Foto, das einen „El País“-Artikel zum Drogenkrieg begleitet:…

[Eine leicht gekürzte Fassung des Textes erschien am 28. Januar bei Zeit Online.]…

Was gibt es vermeintlich Harmloseres als Smalltalk über Sonne, Nässe und Wind: „Wieder so viel Nebel. Immer noch Regen. Ach, diese Hitze!…

Ulrich Holbein wurde 1953 geboren. Er hat Sozialpädagogik und freie Malerei studiert. Seit 1989 veröffentlicht er Texte….

Nie war es leichter, sich als Prophet zu gebärden, nie billiger, vom Ende des Friedens, des Westens oder gleich der ganzen Welt zu künden. Ein wenig Krise, dazu Krieg samt seinen Unwägbarkeiten, mittendrin Figuren, die straucheln und fallen – schon …

Robert Musil, 1914: „Würde man in Kilometern Zeilenlängen oder Kilogrammen Papier ausdrücken, was allein in Deutschland jährlich veröffentlicht wird, sähe man ohneweiteres, daß man es mit einem der seltsamsten sozialen Gebilde zu tun hat. Denn es muß mit dem Leben …

Es ist ein willkommenes Buch, für alle, auch für Kritiker, die es sich zu einfach machen (wollen), die im Buch nur die falsche, hysterische, hyperaktive Artikulation eines Wohlstandskindes sehen, das sich auflehnt, ein erstes, ein letztes Mal, bevor es an …

Ein Buch nicht zusammenfassen zu können – das deutet meistens auf eine zähe Lektüre hin, auf eine klobige, verfahrene Geschichte. Mitunter kann die Unmöglichkeit, einen Text zu paraphrasieren, aber auf dessen beharrliche Eigenwilligkeit hindeuten, auf das Hirnrissige und heillos Eigenartige …

Am Beginn steht die Not: „Das volle Jahr und der Tag waren verstrichen, und ich wusste mir noch immer keinen Rat.“ Die Ich-Erzählerin hat ihre Lebenspartnerin verloren, seit einem Jahr trauert sie und versucht, wieder zu sich zu finden. …

Der erste Satz von Tolkiens „Der Hobbit“ lautet: „In einem Loch im Boden lebt ein Hobbit.“ Hiermit sind die Gesetze dieser Welt definiert: Es gibt Wesen, die Hobbits heißen. Und es gibt Häuser, die in den Boden hineingebaut sind….

Nach Sexismus-Vorwürfen soll an der Berliner Alice Salomon Hochschule eine Fassade umgestaltet werden, die das Gedicht „avenidas“ von Eugen Gomringer trägt. Die Medien schalten reflexhaft auf Eskalation, viel ist von Zensur, Missachtung der Kunstfreiheit und überzogener politischer Korrektheit zu lesen. …

Was Barbara Schöneberger für Moderationen ist, ist Gottfried Benn für Zitate: die Allzweckwaffe, die immer irgendwie den Ton trifft. Auch zum problematischen Verhältnis zwischen Gewalt und Kunst hatte der Lyriker und Essayist ein Bonmot parat: „Sei selber die ununterbrochene Gefahr, …

Was haben Autobesitz und ein „Poetry Slam“ miteinander zu tun? Der Versuch eines Nachvollzugs….

Mit der Platzanweisung fängt es an. Wer den Oberkellner kennt, kriegt den guten Tisch am Fenster. Ansonsten sitzt du neben der Tür zur Küche, die so ein albernes ovales Guckloch hat und dir zuverlässig die fischigen Gargerüche in den Nacken …

„Morgellon“, der Erstling von Jan Wehn, ist ein Buch der Anregungen. Es sind die medialen, pharmazeutischen und psychotischen Stimuli unserer Zeit, die den Protagonisten Noah Zimmermann auf gerade einmal 75 Seiten ans Ende der Gesellschaft und seiner selbst treiben. Mit …

Jede Zeit hat ihre Vokabel, in der sich die jüngste Mentalität ballt, ihren Grundbegriff, der die Jetzt-Stimmung fasst, ihre Denkfigur, die gehegt und gepflegt wird wie ein Tomatensträuchlein. Die Künstler des im öden Chic der Jahrhundertwende erstarrten Wien hatten vor …

[Der Beginn einer losen Reihe, mit Gedanken zum Thema Storytelling, das gerade in aller (Werbe-, Texter- und Unternehmens-)Munde ist. Wenn denn jemand Lust hat, kann er/sie sich gerne mit eigenen Beiträgen beteiligen, bei Bedarf / Lust / Schreibeifer einfach …

  Die „graPHIiti“-Reihe des Verlagshauses „Éditions Phi“ dürfte die langlebigste und erfolgreichste Lyrikfördermaßnahme Luxemburgs sein. 1992 wurde sie lanciert, bis heute sind 107 französischsprachige sowie 26 deutschsprachige Bücher erschienen….

Über Transparenz Eine gute Übung in Zeitgenossenschaft: sich zu überlegen, wer wir gewesen sein werden. Wie wird man in hundert Jahren auf uns zurückblicken?…

In seiner Schrift Arbeit am Mythos (1979) weist der Philosoph Hans Blumenberg dem Erzählen zwei Aufgaben zu: „Geschichten werden erzählt, um etwas zu vertreiben. Im harmlosesten, aber nicht unwichtigsten Fall: die Zeit. Sonst und schwerwiegender: die Furcht….

Es ist immer von Vorteil, über den jeweils aktuellen Literaturhype Bescheid zu wissen. Insbesondere, wenn dieser eigentlich schon wieder zu den Akten gelegt wurde, wie es vor kurzem der sogenannten „Alt Lit“-Bewegung in den USA ergangen ist. Hinter dem Label …

Ausnahmsweise sei als Einstieg mal einer jener wuchtigen Sätze des übergroßen Marcel Reich-Ranicki zitiert, mit dem der 2013 verstorbene Kritiker zu glänzen und einzuschüchtern wusste: „Literatur kennt nur zwei Themen. Die Liebe und den Tod. Alles andere ist Mumpitz….