Sieben Schwierigkeiten und einer der immer schmaler werdenden Pfade (Gastbeitrag von Selim Özdoğan)
Gastbeitrag von Selim Özdoğan / Dieser Text erscheint in gedruckter Form in Sprache im technischen Zeitalter. …
Gastbeitrag von Selim Özdoğan / Dieser Text erscheint in gedruckter Form in Sprache im technischen Zeitalter. …
Mit Heyms Träumen stimmt etwas nicht. Mal kommen ihm in der Nacht Bilder davon, wie er sich schreiend mit einem marokkanischen Fensterputzer auf einem Fensterputzlift unterhält, mal träumt er „von einem Wald, in dem Tiere ohne Haut umhergehen und sich …
Seit Freitag Abend habe ich ohne jeden Anlass leider einen ziemlich, ziemlich nervigen Ohrwurm von „Who put the bomb“. Es ist anstrengend, wer wacht schon gerne auf und denkt als erstes „Who put the bomp in the bomp bah bomp …
Wenn ein Autor neun Jahre nach seinem literarischen Debüt erst seinen zweiten Roman veröffentlicht, liegen zwei Reaktionen nahe. Man fragt sich vielleicht erstens, warum es so lange gedauert hat und man ruft sich zweitens noch einmal ins Gedächtnis, was es …
Neben einem perfekt geschürten Feuer sitzt Reinhold Messner, vor ihm die Besucher, hinter ihm die Bergmassive. Alles ist auf ihn ausgerichtet, denn es ist wieder Zeit für eines der „Gespräche am Feuer“, bei denen Messner, so steht es in der …
Als Flaubert 1864 einen Brief an einen Freund schreibt, klagt er über seine Reise mit der Bahn: „Ich langweile mich derart in der Eisenbahn, dass ich nach fünf Minuten vor Stumpfsinn zu heulen beginne. Die Mitreisenden denken, es handle sich …
Mit 16 oder 17 habe ich angefangen, mich für philosophische Texte zu interessieren und eines der ersten Bücher, die ich mir kaufte war Wittgensteins „Tractatus logico-philosophicus“. Natürlich habe ich nichts verstanden von dem, was da steht, aber es gab doch …
»[E]in steriles Raumschiff ohne jedes Grün, fantasieverlassen wie ein Atombunker« – so beschreibt Richard David Precht auf Seite 9 von Jäger, Hirten, Kritiker. Eine Utopie für die digitale Gesellschaft (Goldmann, 5. Aufl….
In seinem Essay Soviel Sinnlichkeit wie der Stadtplan von Kiel schrieb Maxim Biller 1991 von dem “stoffspendenden Glück”, das er gehabt habe, und meinte damit den Umstand, dass seine jüdische Familie mit ihm als Kind aus der damaligen Tschechoslowakei nach …
Angelehnt an den Ausspruch des Historikers Robert Darnton: »In jedem dicken Buch steckt ein dünnes, das schreit: Ich will raus!« erscheinen seit nunmehr 14 Jahren im Berliner Berenberg Verlag Bücher, die selten 200 Seiten überschreiten. “Rhetorisch funkelnde und dezidiert …
Wie kann man von einer durch Säkularisierung entzauberten und durch beschleunigten globalen Kapitalismus vermarkteten Welt erzählen, von einer Welt, die wenig Ansatzpunkte zu Sinnstiftung und Kontingenzbewältigung anbietet? Realistisches Erzählen dominiert das Erzählen im Roman der Gegenwart wie der Vergangenheit, und …
Als Abiturient oder Zivildienstleistender las ich Alexander von Schönburgs Kunst des stilvollen Verarmens und fühlte mich, so glaube ich mich zu erinnern, gut unterhalten. Verarmen musste ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht wirklich. Die Lebensphase, in der ich mich damals …
Da war ein Verlagsgebäude und ein Bloggerbus daneben. Um halb neun stand ich da, trank Kaffee und wartete auf die Blogger, die nicht pünktlich gekommen waren. Dann ab in den Bus, dort Saft und Avocadobagel, Klimaanlage und Vorstellrunde, Stadtverkehr….
„O lala“, denkt der geneigte Leser, „diesen Roman muss ich also gelesen haben, um mitreden zu können. Ein Buch über das Schweigen, über das ich nicht schweigen wollen werde. Die Autorin von Vox, dem hochgejazzten und viel präsentierten Buch …
[es gibt auch viele extralange Zitate und extrawenig Absätze, juhu!] Vor ein paar Monaten habe ich einen recht länglichen Blogbeitrag über die Frage geschrieben, welche Strukturen dafür sorgen, dass Autorinnen aus der Literaturgeschichte verschwinden – ein nicht unerheblicher Faktor …
Im Februar diesen Jahres wurde in der Manchester Art Gallery das Gemälde „Hylas und die Nymphen“ von John William Waterhouse (s. Beitragsbild oben) im Rahmen einer Kunstaktion von Sonia Boyce abgehängt – man wollte damit eine Debatte über die Darstellung …
Am 9.2.1777 als Tochter des Kreissekretärs Christian Paul Brachmann in Rochlitz in Sachsen geboren, wurde Karoline Louise Brachmann von ihrer Mutter, Friederike Louise geb….
Ich bin kurzsichtig, trage meine Brille aber nur zum Arbeiten und zum Autofahren. Nicht aus Eitelkeit, sondern weil ich das Verschwommene mag. Mein ganzes Leben ist also wie diese verwischten Fotografien von Gerhard Richter: Alles ist gleich wichtig und gleich …
Disclaimer: Rechtliche Themen können meist schwer in absoluten Verallgemeinerungen beantwortet werden. Dieser Beitrag stellt dazu meine persönliche Meinung dar. Bei diesem Thema sollte insbesondere beachtet werden, dass bislang nur wenig obergerichtliche Rechtsprechung existiert, die sich z….
„Philosophie, die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward. Das summarische Urteil, sie habe die Welt bloß interpretiert, sei durch Resignation vor der Realität verkrüppelt auch in sich, wird zum Defaitismus der Vernunft, …
„Das ganze Leben der Gesellschaften, in welchen die modernen Produktionsbedingungen herrschen, erscheint als eine ungeheure Sammlung von Spektakeln. Alles, was unmittelbar erlebt wurde, ist in eine Vorstellung entwichen.“ (Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels, 1)…
Dieser Text ist eine Reisereportage aus dem Schattenreich der Autofiktion, eine Reflexion über die Spannung, die entsteht, wenn zwei Autoren einander umkreisen, wie Geier auf der Suche nach den besten Brocken Realität. Was sind die Konsequenzen, wenn eine per Dating-App …
Liebes Tagebuch, wir kommen in eine kleine, halbdunkle, über 1400 Jahre alte Kirche, am Eingang verkauft ein Mönch Opferkerzen in unterschiedlichen Preisklassen; ein paar Frauen singen im Hintergrund wunderschön und sauber mehrstimmige orthodoxe Gesänge, ein Geistlicher und ein Lektor psalmodieren …
Liebes Tagebuch, ich habe unangenehme Kunde: Leider ist die Weinprobe ausgefallen, weil von den 17 Personen der beiden hier anwesenden Delegationen (BuchbloggerInnen und RichtigjournalistInnen) insgesamt wohl nur zwei Personen Lust drauf hatten. Wie kriegt man nun einen Tag rum, für …
Liebes Tagebuch, was soll ich, der von sehr geringem belletristischen Verstand ist, dir über eine Pressereise für Literaturblogger nach Tiflis schreiben? Gut, dass wir gar nicht so viel Belletristik-Content hatten, nämlich zuvörderst ein literaturgeschichtliches Langreferat des großartigen Davit Gabunia, der …