Alle Artikel von AISTHESIS
Es war viel Weibsvolk anwesend – die AfD-Demo und ihre Gegenkundgebung
Ein Fahnenmeer vorm Hauptbahnhof und Hitzewellen in stickiger S-Bahn. Bereitschaftspolizei in Kampfmontur, darin es wie im Glutoffen sich anfühlen mußte. Sprechchöre dann draußen an den Absperrungen: „Ganz Berlin haßt die AfD!…
Realitätsgewitter – Jeff Walls „Overpass“
Wir sehen Menschen auf einer Reise oder auf einer Flucht, auf alle Fälle mit einigem Gepäck und in Bewegung – von einem Ort zu einem anderen. Ihre Kleidung wirkt wenig elegant und wie Touristen sehen diese Menschen nicht aus, zumindest …
Die Tonspur zum Sonntag – 2000 Jahre Karl Marx und darüber hinaus
Zum Abtakt des 200. Marx-Geburtstags im Mai, den dieser Blog von seiner Herkunft her naturgemäß beging: Der Mann mit dem Koks ist da! Essen und Villa Hügel….
Tom Wolfe und die Merry Pranksters
The Electric Kool-Aid Acid Test war ein ziemlich cooles Buch. Es war gut, es lockte in den Strom der Zeit, es elektrisierte in der Art zu erzählen, obwohl ich für solche Gruppen-Hippies eher Verachtung hegte. Ich las Tom Wolfes Buch …
70 Jahre Israel
Sie haben Steine, Brandsätze, Bomben, brennende Autoreifen, Attentäter, Antisemitismus. Israel hat die Zahal! Und das ist gut….
Die Tonspur zum Sonntag – Kritische Theorie zum Frühling
Ach, ich möchte schon seit Jahren einmal an den Nordpol fahren zwischen Ende März und Anfang Mai. Doch das war mir nie beschieden, und so sag ich unzufrieden: „Also gut! Auch Frühling geht vorbei“…
Und sie heißt doch Karl-Marx-Stadt
Chemnitz – das ist eine seltsame Stadt. Hoch aufragend der Schornstein, er ist Blickmarke und Blickfang, den man von fast jedem Punkt aus sieht. Er begrüßt den, der mit dem Auto einreist genauso wie einen Bahnfahrer….
„Der Diebstahl an fremder Arbeitszeit, worauf der jetzige Reichtum beruht, …“ – Karl Marx zum 200. Geburtstag (1)
Was gilt es zu feiern? Man kann es mit Kant sagen und hat darin die Marxsche Sache in nuce: „Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen muß….
„Auf Vernichtung läuft’s hinaus“ – Castorfs „Faust“-Inszenierung an der Volksbühne
Da heute das Berliner Theatertreffen mit Castorfs wunderbarer „Faust“-Inszenierung beginnt, hier noch einmal meine Stückkritik vom März 2017. Seinen Einstand an der Berliner Volksbühne gab Frank Castorf 1990 mit Schillers Räubern….
1. Mai – Marxjahr
„Wenn das Proletariat die Auflösung der bisherigen Weltordnung verkündet, so spricht es nur das Geheimnis seines eignen Daseins aus, denn es ist die faktische Auflösung dieser Weltordnung. Wenn das Proletariat die Negation des Privateigentums verlangt, so erhebt es nur zum …
Über Pop-Musik – mit einem Abschweif zum Echo
Jugendkultur samt Pop sind einganz spezielles Ding. Mit der herkömmlichen Moralisierung und der Kritik der Lage, was geht und was nicht geht, kommt man bei ihren Ausdrucksformen nur bedingt weiter. (Ähnliches gilt übrigens auch für die Satire: Früher, in den …
Residenz in Ruinen – Esther Kinskys „Hain“
Müde bin ich angelangt, In diese Bergeinsamkeit, Umstarrt von nahen und fernen Felsen, Vor mir die dunkle kleine Stadt, Drüben am zackigen Gipfel Hängend die Burg. (Ludwig Tieck, Olevano) Der Hain war im Altertum ein Ort, der dem …
Chris Dercon geht, was macht eigentlich Tim Renner?
Freitag, der 13 – eine schöne, eine erfreuliche Nachricht immerhin für diesen Tag, der angeblich Unglück bringt. Aber ein Berliner Kettensägenmassaker ist es dann auch wieder nicht – das fand vorher statt, als Tim Renner die Volksbühne kappte. Insofern ändert …
„Drei Kugeln auf Rudi Dutschke“ – Im Polizeihistorischen Museum Berlin
Daß eine Epoche Geschichte wurde, zeigt sich meist an den publizistischen Reaktionen, an den Büchern und den Artikeln, die zum Gedenktag auf den Markt kommen. Von sentimental bis politisch. Daß die Causa 68 historisch wurde, mag man auch daran sehen, …
Menschen in der Revolte: Burn, Warehouse burn!
Söhnlein, Ensslin, Baader, Proll: Subversion und Protest „Das Warenhaus ist der letzte Strich des Flaneurs.“ (Walter Benjamin, Paris, die Hauptstadt des XIX….
„Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?“
„Von Christus selbst konnte man keine Reliquien haben, denn er war auferstanden: das Schweißtuch Christi, das Kreuz Christi, endlich das Grab Christi wurden die höchsten Reliquien. Aber im Grabe liegt wahrhaft der eigentliche Punkt der Umkehrung, im Grabe ist es, …
Von den Flüssen und vom Abschied: Esther Kinskys Grenzgänge – Ein Rezensionsessay mit Blick aufs Photographieren (2)
Der River Lea streift die Stadt London und „ihre Abseits liegenden Geschichten“, er berührt kein Zentrum oder durchdringt die Metropole, sondern er fließt vorbei. Er verliert sich und mündet schließlich in der Themse. Brachland, das sich mit Natur, Menschenseelen und …
Die Tonspur zum Sonntag
Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs sind eine Band aus der schönen Stadt Hamburg, und es liegen ihre Zeiten, nicht aber ihre Texte wie eine Weile schon zurück. In tiefe, tiefe Vergangenheit gepackt und gezuckert und das ist: in Erinnerung gebettet und gepudert. Und versenkt….
Der Reim als die gesetzmäßige Wiederkehr eines ähnlichen Geräusches. Zum Welttag der Poesie: Friedrich Schlegel
„Der Reim selbst scheint ein Kennzeichen dieser ursprünglichen Künstlichkeit unsrer ästhetischen Bildung. Zwar kann vielleicht das Vergnügen an der gesetzmäßigen Wiederkehr eines ähnlichen Geräusches in der Natur des menschlichen Gefühlsvermögens selbst gegründet sein. Jeder Laut eines lebenden Wesens hat seinen …
Esther Kinskys Grenzgänge – Ein Rezensionsessay mit Blick aufs Photographieren (1)
Esther Kinsky erhielt den Preis der Leipziger Buchmesse, was eine erfreuliche Nachricht ist, erfreulicher allemal als all der Alarmismus oder rechtsaußengängerische Landnehmer. Ich hatte vor einigen Jahren etwas über ihr Buch Am Fluß geschrieben und stelle diese Kritik nochmal hier …
Der Spaziergänger von der Kastanienallee – Daydream Nation
Aus dem alten Plattenspieler drang hart die Musik, ich dachte, diesen hämmernden Rhythmus des Synthesizers kennst du. Von früher, von irgendwoher, von damals. Auf der Tanzfläche oder in der Bar….
Biographisch markiert – Heinz Bude „Adorno für Ruinenkinder“
Das klingt im Buchtitel verheißungsvoll, zumindest für Adorniten, für Bewohner des Grandhotel Abgrund und auch für Leute jener Generation, die Adorno in Frankfurt in den Vorlesungen erlebten, um dort dialektisches Philosophieren im Sinne der Kritischen Theorie zu lernen. In Romanform …
Achtundsechziger Geschichtszeichen (2). Bilderwelten: „Willst du wirklich immer Hippie bleiben?“
„Wer die rote Fahne schwingt, wird dadurch so wenig zum Proletarier wie zum Sadhu wird, wer ein Krishna-Poster an die Wand hängt.“ So formulierte es sardonisch der Rechtskonservative Caspar von Schrenck-Notzing. 68 ist ein Geschichtszeichen, ein Ereigniswort und ein …
Parteienlandschaft
Ich bin ja, was Journalistinnen betrifft, eher ein optischer Typ. Ich schaue gerne, erfreue mich an Schönheit, wenn die Autorin auf einem Bildchen zu sehen ist, und wenn sie mir von ihrem Aussehen samt der Schreibe gefällt, lese ich ihre …